Sinnloses Gezänk um's Klima: Beiden Seiten fehlt die Weisheit.

Die Gesellschaft spaltet sich beim Thema »Klima« im Kern an der Frage, ob die Erderwärmung vom Menschen verursacht wird, und wenn ja, zu welchem Grad und mit welchen Auswirkungen. Bisher dominieren zwei extreme Lager in dieser Frage. Beide hängen einem Glauben an und werden sich deshalb noch viele kommende Jahre immer wieder im Konflikt miteinander finden. Wegen großer und kleiner Entscheidungen, die unser Leben mehr oder weniger beeinflussen und alle davon abhängen, wie diese Frage beantwortet wird. Dabei wäre es so einfach, diesen Konflikt zu lösen. Wenn beide Seiten eingestünden, dass diese Frage noch gar nicht beantwortet ist, so wäre die Grundlage für einen gesellschaftlichen Kompromiss und pragmatisches Handeln gefunden.

Es ist ein großer Fehler, diese Frage als bereits beantwortet zu betrachten, weil die Antwort darauf den Lauf der Menschheit in den kommenden Jahrzehnten bestimmen wird. Wer einerseits glaubt, dass wir nichts am Klima ändern können, wird einschneidende Maßnahmen zum vermeintlichen Schutz nicht akzeptieren. Und sich als Gegner derjenigen sehen, die vom Gegenteil überzeugt sind. Und wer andererseits glaubt, der Mensch sei zu 100% für die globale Erwärmung und viele schlimmen Konsequenzen verantwortlich, wird nach immer noch gravierenderen Maßnahmen rufen.

Jeder kennt den sinngemäßen Ausspruch Sokrates: »Ich weiß, dass ich nichts weiß«. Wie oft hat sich der Mensch seit diesem Ausspruch selbst in seinen Annahmen korrigiert: Über die flache Erde, die Evolution, den menschlichen Körper, die Intelligenz von Tieren. Und immer haben die Menschen gedacht, sie wüssten es heute besser als früher; und dabei übersehen, dass heute das früher von morgen ist. Und so tun wir es auch heute.

Weisheit wäre, diese grundsätzliche Begrenzung unseres Wissens zu erkennen. Wenn wir uns eingestünden, dass wir nicht genau wissen, ob wir das Klima überhaupt beeinflussen können und was genau auf uns zukommt, dann würden wir weder untätig bleiben, noch in Panik verfallen. Sondern abwägen und vorsorgen. Dann würde auf beiden Seiten der verengte Blick frei.

Wir würden erkennen, dass wir es uns nicht leisten können, unsere Chance nicht genutzt zu haben, sollten wir das Klima nennenswert beeinflussen können.

Und wir hätten die nötige Ruhe, um mit Bedacht, Pragmatismus und gegenseitiger Rücksicht möglichst sinnvolle Lösungen zu finden, die möglichst wenige Menschen negativ berühren.

Wenn man sich bewusst wird, dass die jeweils andere Seite genauso unwissend ist, dann dürfte es nicht mehr so schwer sein zu sagen: »Ja, eigentlich weiß ich es auch nicht, warum sich das Erdklima verändert und ob wir etwas dagegen tun können.«

Und wenn das genug Menschen auf beiden Seiten täten, dann könnte man sich in die Augen sehen und seine Kraft gemeinsam konstruktiv einsetzen.