“Den Mutigen gehört die Welt”

Endlich mal bei der RTF in Weinstadt.

Ende September noch mal länger aufs Rad und den Herbst begrüßen. Nach meinen vielen Radtouren im Urlaub hatte ich noch eine Veranstaltung auf dem Zettel. Die RTF in Weinstadt. Mit der S-Bahn gut zu erreichen, wollte ich dort eigentlich schon seit 2017 mal hin. Nur dauernd kam was dazwischen. Mein Plan: Mal die große Runde. 180 km auf Asphalt mit allerdings 2700 Höhenmetern erschien mir realistisch.

Die erste Challenge scheiterte aber schon daheim. Früh aufstehen. 5 Uhr raus. 6 Uhr Abfahrt. 7 Uhr los radeln. Der Wecker klingelte und ich entschied das ganze um eine Stunde zu verschieben. Am Ende war ich dann um 9 am Startpunkt.

Auf dem Weg zum Start traf ich schon einige Radler und war erstaunt dass niemand so ganz genau wusste wie es dorthin geht. Ich hatte auch die Route Bahnhof-Startpunkt zusammen geklickt um nicht lang suchen zu müssen. Am Start waren noch ca. 15 Fahrer. Zettel ausfüllen und zur Anmeldung. Welche Tour? Tour A! Der Kommentar des freundlichen Herren an der Anmeldung war nur

“Den Mutigen gehört die Welt”.

War das ein Wink mit dem Zaunpfahl an meine grenzenlose Selbstüberschätzung oder könnte es das Motto des Tages werden? Ich wollte keine Zeit werlieren denn ich hatte ja große Pläne. Neben all den Rennrädern wirkte mein Breitreifenrennrad wie ein Traktor. Ich hatte fast als einziger auch noch Oberrohrtasche, Foodpouch und Fronttasche drangebaut und meinen Kram verstaut. Zunächst ging es auf die Landstraße weiter aus Beutelsbach raus. Ein paar andere Fahrer zogen vor mir weg. Hinter mir waren noch ein paar wenige. Am ersten längeren Anstieg traf ich auf weitere Teilnehmer. Ich überholte einige und fragte mich ob ich irgendwas falsch machte. Aber ich fuhr und fühlte mich gut. Das Rad war leicht. Ganz im Gegenteil zu den letzten Touren und deshalb lief es wohl auch so gut. Wir Nachzügler blieben alle relativ dicht zusammen. Immer wieder traf ich andere Fahrer die mich dann doch schnell wieder abhängten. Der Rollwiderstand.

Anstieg

Nach 40km die erste Kontrolle und Verpflegungstation. Die kam sehr gelegen. Hier waren jetzt richtig viele Radler*innen. Auch viele jüngere und natürlich die alten Veteranen die die RTF Geschichten auspackten. Das Los der Nachzügler: So langsam wurde das Essen knapp. Ich ergatterte eines der letzten Butterbrote. Zur nächsten Runde gab es dann nur noch Brot. Tee war auch aus. Ich probierte die beworbene Gemüsebrühe. Die Cliffbar aus der Tasche ersetzte das fehlende Butterbrot. Die Bikepackingerfahrung machte sich bezahlt. Ich hatte genug zu essen dabei um noch mehr Butterbrotengpässe zu überstehen. Hier war auch ein Karte der Route mit der Anweisung dass man die A-Schleife nur bis 11:30 ab der nächsten Kontrolle starten könnte. Hier änderte sich der Plan weil schon kurz vor halb war. Jetzt also Tour B.

Kontrolle 1

Müll

Einige Ortsnamen kannte ich. Dort gewesen war ich aber noch nie. Es ging über ruhige Straßen und durch kleine Orte. Mich überholte ein langer Zug einer sehr schnellen Truppe und ganz hinten ein vielleicht 12-13 jähriger Junge der super bei den Großen dran hing. Nicht mein Tempo. Der Asphalt verhalf mir zwar zu einem schnelleren Schnitt als auf Waldwegen aber mit einer Gruppe mithalten war undenkbar. Es galten immer noch etwas mehr als 100km abzuarbeiten. Die Waldwege. Öfters mal bogen sie von der doch schönen Straße ab und ich dachte oft daran mal rechts abzubiegen und die ersten Meter zu genießen wenn die Reifen auf dem Kies greifen und man merkt wo das Rad eigentlich zuhause ist. Aber heute war Asphalt angesagt. Und ganz fern der Natur war ich ja auch nicht.

Die nächste Kontrolle kam schon 20km später in Altdorf. Es war etwas weniger los und es gab noch mehr zu essen. Die Pause wurde länger. Das Wurstbrot war so lecker, es gab sogar Kaffee und es war mehr miteinander mit den anderen Radlern und Helfern. Mit Vitamin B oder was auch immer konnte man hier sogar ein Bier abstauben. Viele kannten sich und erzählten von anderen Fahrten. Nach dem zweiten Kaffee konnte ich mich dann doch losreißen.

Weiter ging es Richtung Norden. Es wurde ländlicher. Man tauchte auch etwas mehr in Wälder ein, blieb aber auf Asphalt. Bis auf einer Abfahrt die Straße plötzlich zu einer feinen Schotterpiste wurde. Endlich ein bisschen Gravel! Am Straßenrand stand ein anderer Radler und fragte sich ob er noch richtig sei. Laut meinem Navi war alles gut. Wir fuhren gemeinsam weiter und die nächste Abfahrt kam inklusive wieder dem feinen Kies. Nichts für die schmalen Reifen meines Mitfahrers. Ich kam durch den leichten Schotter auch etwas ins schwimmen. Die zwei Kies-Sektionen waren im Ziel dann das große Thema. Es stellte sich heraus dass die Stadt spontan mit den Straßenarbeiten angefangen hatte. Wir fuhren gemeinsam weiter. Auf den Asphaltstücken war der Rennradler weit vorne. Wir verabredeten uns für den nächsten Anstieg. Irgendwann war er dann weg.

Letzte Kontrolle in Miedelbach. Mit mir waren noch ungefähr 5-6 Leute unterwegs. Ein paar traf ich dort. An der Kontrolle war das Essen ausgegangen. Die Helfer hatten aber noch schnell Nachschub besorgt. Somit wurden wir Nachzügler trotzdem gut umsorgt. Mit mir war auch ein Päarchen da mit zwei schönen Bianchirädern in der klassischen Farbe. Was das Gesprächsthema war. Mein Rad sorgte nicht so für Gesprächsstoff. Ich wurde nur gefragt ob das mein Pendlerrad ist. Ansonsten wurden Rennradgeschichten ausgetauscht. Und die Orga gelobt. Bei anderen Verantaltungen sieht es wohl ganz anders aus.

Der Rest der Route verlief viel über Radwege fernab der Straße. Es ging runter ins Remstal und ich wollte doch bis 17:00 ankommen. Die Ebene nutzte ich um ein bisschen Gas zu geben. Aber auf der anderen Seite ging es schon wieder hoch. Mit meinem Plan wurde es nichts. Als ich nach dem letzten Anstieg wieder in Beutelsbach war tröpfelte es zum ersten Mal an diesem sonst so wunderbaren Rad-Sonntag.

Angekommen am Ziel wurde schon fast abgebaut. Viele waren nicht mehr da. Keine Fahrer die ich an den Kontrollen gesehen hatte. Ich gehörte leider zu keiner Gruppe. Ich war ja auch alleine gestartet. Ich holte mir den letzten Stempel und durfte mir noch ein Fläschchen Wein aussuchen. Etwas Essen und ein Bier sollte es trotzdem sein. Es hatte sich wohl rumgesprochen dass die Nachzügler nicht mehr so viel zu essen bekommen hatten und so bekam ich Bier und einen großen Teller Nudeln geschenkt.

“Damals beim Arlberggiro gabs nix. Das geht ja nicht!”

Diese Geschichte hörte ich an dem Tag häufiger.

An dem letzten Tisch, an dem ich saß gesellten sich noch 2 Fahrer und einige Leute aus dem Verein dazu und es wurde doch noch ein nette Runde. Großes Thema: Die Schotterabschnitte.

Geschafft

Alles in allem war es ein schöner Sonntag auf dem Rad. Ich kam an Ecken an denen ich noch nie war. Teil eines Events zu sein ist was schönes. Man trifft doch immer mal wieder Leute und hat was verbindendes. Für einen überschaubaren Betrag wird man ausreichend verpflegt und kann unter den Voraussetzungen vielleicht auch mal ein paar Kilometer mehr fahren. Meine größte Herausforderung bleibt wohl das frühe loskommen. Ich würde auch nicht von meinen Bikepacking-Erfahrungen absehen und sowohl die Route digital als auch ein bisschen Snacks einpacken. Das hält die gute Laune hoch und man hat keinen Stress wenn man sich mal verfährt.

Bilanz

Strava: Heute mal Asphalt

Edit: Vom RTC Stuttgart waren auch ein paar Radler:innen dabei und haben einen kleinen Artikel geschrieben.


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