Ich bin Christ, ich glaube an ein Leben vor dem Tod.
Wie eine Große Erzählung zerstören, die vom Exodus aus Ausbeutung und Erniedrigung erzählt und deshalb gefährlich ist?
»working hands« by aarongilson is licensed with CC BY-NC-ND 2.0. To view a copy of this license, visit creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/2.0/
Repression klappt nicht so gut. Was klappt und vor allem immer perfider perfektioniert wurde, ist eine Mischung aus folgenden Vorgängen, und sicher noch viel mehr Einflüssen, bewusst und unbewusst:
- Verjenseitigung des Narrativs,
- Überhöhung der kämpferischsten Führungspersönlichkeiten zu Göttern, Götterkindern und privilegierten Priestern,
- Psychologisierung und Moralisierung, Entpolitisierung, der Lektüre,
- Etablierung der Anhänger, Delegation der revolutionären Praxis auf Ämter und deren Inhaber,
- Kompromittierung durch Kompromisse, den Feind umarmen, Assimilation der Anhänger,
- in späteren Phasen Pervertierung des Narrativs zur Religion und dann zur Herrschaftsreligion,
- Korrumpierung der einflussreicheren Etablierten unter den Anhängern durch äußere Macht; divide et impera: teile und herrsche, vergib klug Privilegien und spalte die Anhängerschaft immer mehr,
- Angst und Sicherheitsbedürfnis der Menschen ausspielen gegen ihren Freiheitstraum,
- Vermengen der verformten Weltanschauung mit der systemimmanenten Ideologie,
- in den Phasen, in denen die Große Erzählung noch unmittelbar verstanden zu werden droht: Vorenthalten allgemeiner Bildung,
- Okkultierung z.B. durch elitäre Bildungssprachen und Bildungssprache, später auch durch exklusive Begrifflichkeit und Sondersprache, weil eh keiner mehr hinter die offizielle Deutung schaut,
- Übersetzung der die Große Erzählung transportierenden Literatur aus den antiken in jeweils geläufige Sprachen entsprechend der gewünschten Deutung, am besten aus eigener Überzeugung der Übersetzer,
- den humanistischen, ketzerischen, sozialistischen, verängstigt-trotzigen Träumern ihre Kinder nehmen:
- als Menschenopfer auf Altarsteinen oder virtuellen Altären des Konsums, der Drogen, der Verblendung, der Ausrottung durch faschistische, diktatorische Staaten,
- als Kanonenfutter: Kindersoldaten, jugendliche letzte Aufgebote, wehrpflichtige junge Erwachsene, zivile Kollateralschäden,
- in Hungerspielen,
- als Straßenverkehrsopfer, als Opfer von Umweltgiften, Bandenkriegen, ...
Leiden und Tod von Kindern bricht viel mehr Erwachsene, als durch ihr eigenes Leid gebrochen werden können.
Der große Gegenentwurf zum Kult für Baal, für Mammon, und deren Priester, wird so mit langem Atem selbst zum Kult, schließlich zum Mammon-Kult.
Ist die Saat aufgegangen und das völlig pervertierte Bild erst allgemein verinnerlicht, können die ärgerlichen, ruhestörenden, verstörenden Erzählungen und Texte, die die Große Erzählung transportieren, ruhig der rückhaltlosen historisch-kritischen, sozialgeschichtlichen, materialistischen, marxistischen, sprach- und literaturwissenschaftlichen, textkritischen Analyse und Lektüre überlassen werden, das Herausarbeiten der ursprünglichen Großen Erzählung ändert nichts mehr daran, dass sie der weit überwiegenden Mehrheit so heilig sind, dass sie den Gläubigen jenseitig, harmlos und als Trost konsumierbar und den anderen belanglos und langweilig bleiben.