Die Verpackung des Krieges

Schon jetzt hat der radikale Zionismus der jüdischen Sache mehr geschadet als der Antisemitismus des 19. und 20. Jahrhundert. Letzterer hat europäische Juden zu Opfern gemacht, mit denen sich schließlich die ganze Welt solidarisierte, der erste macht sie nun zu Tätern und vereitelt ihren Ausstieg aus der Opfer-Täter-Dynamik.

Beide Phänomene aber, der Zionismus und der Antisemitismus, sind im Ursprung zwei Seiten einer europäischen Münze – die semitischen Völker der Levante haben damit nichts zu tun. Doch seit einem dreiviertel Jahrhundert werden sie, die eigentlich Unbeteiligten, zu Opfern eines neuen westlichen Antisemitismus, der sich 'Kampf gegen Antisemitismus' nennt: die alte unbarmherzige Barbarei, die sich der neuen aufklärerischen Werkzeuge und Vokabeln bemächtigt hat. Denn an den Katastrophen des 20. Jahrhunderts hat man gelernt, dass auf die Verpackung zu achten ist.

Und indem man die eigene Bosheit nun wieder am Fremden bekämpft, kann es unverdrossen weitergehen, das Schießen und Sterben in den Gräben und das goldene Kriegsgeschäft, mit der die Lebensleistung und Gesundheit von Völkern und Generationen durch gewissenlose Eliten geerntet wird, während sich an der Marketingfront heute Millionen schlichter Sesselkrieger rekrutieren lassen, die sich gern reichweitenstark daran beteiligen, das Morden zu rechtfertigen und Verantwortung zu projizieren.