Felix Ernst

Ich fange bald mein zweites Softwareprojekt an, dass über NLnet gefördert wird. Hierbei handelt es sich um Gelder, die aus dem Forschungsrahmenprogramm „Horizont Europa“, dem 9. Rahmenprogramm für Forschung und Innovation der Europäischen Union für die Jahre 2021 bis 2027, kommen. Es geht für mich um einen fünfstelligen Betrag.

Zumindest für das erste Jahr habe ich bereits die Bestätigung, dass ich weder Umsatzsteuer noch Einkommensteuer bezahlen muss. Das ist aber in Deutschland nicht so einfach und auch nicht immer eindeutig. Ich kann zum Beispiel nicht sicher sein, ob es auch für die Folgejahre gilt.

In diesem Artikel erkläre ich die Hintergründe. Ich bin kein Experte für Steuer, also sind alle Angaben ohne Gewähr. Ich habe mich bloß länger als mir lieb ist mit dem Thema herumgeschlagen und will Ihnen, die Sie freie Software herstellen, unnötige Zeit ersparen, die Sie besser für die Verbesserung von freier Software nutzen könnten.

Ist gemeinnützige Arbeit steuerfrei?

Nein. Eigentlich könnte man zwar meinen, dass Steuern eigentlich dafür da sind, gesellschaftlich wertvolle Projekte zu ermöglichen, aber steuerrechtlich ist es komplett egal, ob man seine Einnahmen dadurch erhält, dass man bei Kryptowährungsgeschäften oder Poker andere abzockt oder ob man alte Menschen pflegt.

Muss ich überhaupt eine Steuererklärung abgeben?

Ja, es ist nicht gesichert, ob Sie es schaffen, der Einkommensteuer zu entrinnen, also wäre es Steuerbetrug, wenn Sie keine abgeben. Außerdem verstehe ich EStG §46 Absatz 2 Nummer 1 so, dass vielleicht so oder so eine Steuererklärung abgegeben werden muss, wenn auf irgendeine Weise mehr als 410 Euro an eigens erarbeiteten Einnahmen zusammenkommen.

Die Meinung des Prototype Fund zur Versteuerung

Der Prototype Fund ist ein Förderprojekt für freie Softwarentwicklung des Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF). Insofern ist es meiner Meinung nach rechtlich gesehen ähnlich zu NLnet Förderprogrammen, außer dass das eine europäisch und das andere deutsch ist. Ich kopiere hier nun rein, was die in ihren FAQ zur Steuerfreiheit sagen, damit ich mich im weiteren Text darauf beziehen kann:

Muss ich die Förderung versteuern?

Die Förderung durch den Prototype Fund wird als “echter Zuschuss” nicht versteuert. Die Erfahrungswerte der Projekte besagen allerdings, dass zwar keine Umsatzsteuer, aber in der Regel Einkommensteuer fällig wird. Um dies mit eurem zuständigen Finanzamt schon vor Beginn der Förderung abzuklären, könnt ihr nach Erhalt des Zuwendungsbescheids mit Angabe der für euch gültigen Nebenbestimmungen NKBF 2017 des BMBF und Berufung auf §3 Nr. 11 Einkommensteuergesetz erfragen, ob dieses Argument anerkannt wird. Der Prototype Fund ist im Kern ein Programm zur Förderung von wissenschaftlich-technischen Machbarkeitsstudien im Bereich Software, es gibt also keine festgelegte Gegenleistung, sondern es geht um das Erarbeiten von Wissen und den Bau von digitalen Prototypen.

Als ich das gelesen habe, war ich erstmal deprimiert, weil scheinbar selbst das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) nicht sicher ist, ob nun Einkommensteuer bezahlt werden muss oder nicht.

Sollte ich beim Finanzamt anfragen, bevor ich die Steuererklärung abgebe?

Zumindest das BMBF empfiehlt das in dem von mir oben zitierten Abschnitt:

Um dies mit eurem zuständigen Finanzamt schon vor Beginn der Förderung abzuklären, könnt ihr nach Erhalt des Zuwendungsbescheids mit Angabe der für euch gültigen Nebenbestimmungen NKBF 2017 des BMBF und Berufung auf §3 Nr. 11 Einkommensteuergesetz erfragen, ob dieses Argument anerkannt wird.

Nach meiner Erfahrung hat das aber wenig gebracht. Die Leute, mit denen ich am Finanzamt Kontakt hatte, haben nur immer wieder betont, dass sie keine Steuerberatung machen, und dass alles abschließend mit der Steuererklärung geprüft wird. Ich solle mir doch einen Steuerberater holen, der das klärt.

Okay, ich soll mich also mit einem Steuerberater beraten, um zu sehen, ob ich überhaupt Steuern bezahlen muss. Das habe ich nicht gemacht. Ich halte es auch für einen Fehler, weil sich ein Steuerberater ja nicht automatisch mit europäischen Fördergeldern auskennt. Wenn der sich hierfür nur ein bisschen einarbeiten muss, dann wird es wohl teurer, als wenn man direkt einfach unnötig Steuern bezahlt. Und am Schluss hat das letzte Wort dann doch das Finanzamt.

Da hat man es leichter als Multimillionär. Da weiß man wenigstens, dass es sich lohnt, einen Steuerberater zu haben.

Also zumindest bei mir war es nicht hilfreich, den Kontakt mit dem Finanzamt zu suchen. Vielleicht war das früher ein Geheimtipp und mittlerweile vermeidet das Finanzamt aber diese Zusatzarbeit. Vielleicht ist es aber bei Ihrem Finanzamt anders.

Muss ich Umsatzsteuer bezahlen?

Nein, denn das ist rechtlich klar geregelt. Nach einer Mail des Bundesfinanzministeriums für Finanzen (DOK 2022/0579780) mit Betreff „Umsatzsteuer; Umsatzsteuerrechtliche Behandlung von Zahlungen im Zusammenhang mit EU-Rahmenprogrammen“ sind

Zahlungen von Finanzmitteln im Zusammenhang mit EU-Rahmenprogrammen, die den Teilnehmern für Forschungs- und Innovationstätigkeiten innerhalb der Rahmenprogramme der EU bereitgestellt werden, […] als echter nicht steuerbarer Zuschuss anzusehen.

Auch das ist natürlich verklausuliert ausgedrückt, aber „nicht steuerbar” heißt hier wohl „umsatzsteuerfrei“.

Muss ich Einkommensteuer zahlen?

Hoffentlich nicht! Sehen wir mal was wir tun können.

Einkommensteuergesetz (EStG) §3 Absatz 11

Wie bereits vom Prototype Fund oben erwähnt, ist unsere beste Chance von der Einkommensteuer befreit zu sein, das EStG §3 Absatz 11. Dieses Gesetz gibt es in ähnlicher Form schon seit ein paar Jahrzehnten und es wurde nie angepasst, um klar zu stellen, inwiefern Softwareentwicklung da nun dazu passt oder nicht. Grundsätzlich werden wir aber auch in der Steuererklärung uns darauf berufen, dass es sich bei freier Softwareentwicklung für NLnet um eine wissenschaftliche Tätigkeit handelt, die zu keiner bestimmten wissenschaftlichen Gegenleistung oder bestimmten Arbeitnehmertätigkeit verpflichtet.

Ist Softwareentwicklung denn Wissenschaft?

Kann man schon so sehen. Es wäre mir natürlich lieber, wenn es explizit in EStG §3 Absatz 11 genannt wäre, aber auch so liegen einige Parallelen auf der Hand. Sowohl in Wissenschaft als auch in freier Softwareentwicklung – werden für ein bislang nicht allgemein gelöstes Problem – und als Grundlage weiterer öffentlicher Wissenschaft/Softwareentwicklung – allgemeine Vorgehensweisen und Ratschläge erarbeitet – die auf eine Verbesserung der Lebensumstände aller abzielen.

Der größte Unterschied ist wohl, dass die Ergebnisse der Softwareenwicklung von einem Computer ausgeführt werden können. So erkläre ich mir das zumindest.

Das bessere Argument dafür, dass Softwareentwicklung unter Wissenschaft fällt, ist aber wohl rechtlich gesehen, dass die NLnet Fördergelder aus dem Forschungsrahmenprogramm „Horizont Europa“, dem 9. Rahmenprogramm für Forschung und Innovation der Europäischen Union, stammen. Darauf müssen wir uns in der Steuererklärung berufen! Den genauen Wortlaut, den ich verwendete, um die Anwendung von EStG §3 Absatz 11 zu begründen, finden Sie weiter unten.

Meine Versuche zur Klärung der steuerrechtlichen Lage

Wo man auch anfragt, kann niemand einem verlässlich sagen, ob das EStG §3 Absatz 11 denn nun Anwendung findet oder nicht, denn so wie es aussieht, liegt die Entscheidung beim örtlichen Finanzamt. Wie oben erwähnt weiß selbst das Bundesministerium für Bildung und Forschung nicht, ob Einkommensteuer im Einzelfall anfällt oder nicht. Und wenn man nicht gerade verrückt genug ist, das Finanzamt in so einer unklaren und finanziell nicht allzu gewichtigen Sache zu verklagen, muss man das Urteil dort auch akzeptieren, wie auch immer es zurück kommt.

Um Planungssicherheit herzustellen, habe ich zum Beispiel mit der nationalen Kontaktstelle Recht und Finanzen (NKS RuF) telefoniert. Auf ihrer Webseite heißt es:

Die Nationale Kontaktstelle für Recht und Finanzen berät Sie zu rechtlichen, finanziellen und administrativen Fragen rund um die europäischen Rahmenprogramme für Forschung und Innovation “Horizont 2020” und “Horizont Europa”.

Der Mann am anderen Ende war zwar sehr nett, aber auch er konnte mir keine Antwort geben.

Weil ich weiß, dass auch einige meiner Bekannten solche Förderprojekte machen, bin ich sogar noch einen Schritt weiter gegangen und habe eine Petition an das Bundesfinanzministerium geschrieben. Ich veröffentliche den Text hier. Springen Sie zum Ende dieses Artikels, wenn Sie sich nur dafür interessieren, wie Sie es für sich in der Steuererklärung eingeben könnten.

Petition an den Deutschen Bundestag

(mit der Bitte um Veröffentlichung)

Wortlaut der Petition

Bitte stellen Sie klar, inwiefern das Einkommensteuergesetz (EStG) § 3, Absatz 11 bei öffentlichen Softwareprojekten, die durch Forschungsrahmenprogramme der EU finanziert werden, Anwendung findet. Derzeit legen kommunale Finanzbehörden die Gesetzgebung unterschiedlich aus, weshalb es keine Planungssicherheit bei der Finanzierung der Projekte gibt. Diese Unsicherheit besteht sogar für Projekte, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) finanziert werden.

Begründung

Das EStG § 3, Absatz 11 besagt, dass Förderungen der Wissenschaft steuerfrei sind. Dennoch unterliegen Softwareprojekte, die aus Forschungsmitteln finanziert werden und zu keiner bestimmten Gegenleistung oder Arbeitnehmertätigkeit verpflichtet sind, oft der Einkommensteuer. So schreibt zum Beispiel der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) finanzierte Prototype Fund auf seiner Webseite:

„Muss ich die Förderung versteuern? Die Förderung durch den Prototype Fund wird als ‚echter Zuschuss‘ nicht versteuert. Die Erfahrungswerte der Projekte besagen allerdings, dass zwar keine Umsatzsteuer, aber in der Regel Einkommensteuer fällig wird. Um dies mit eurem zuständigen Finanzamt schon vor Beginn der Förderung abzuklären, könnt ihr nach Erhalt des Zuwendungsbescheids mit Angabe der für euch gültigen Nebenbestimmungen NKBF 2017 des BMBF und Berufung auf §3 Nr. 11 Einkommensteuergesetz erfragen, ob dieses Argument anerkannt wird. Der Prototype Fund ist im Kern ein Programm zur Förderung von wissenschaftlich-technischen Machbarkeitsstudien im Bereich Software, es gibt also keine festgelegte Gegenleistung, sondern es geht um das Erarbeiten von Wissen und den Bau von digitalen Prototypen.“

Prototype Fund geht also davon aus, dass die Fördergelder nicht versteuert werden müssten, erfahrungsgemäß aber dennoch versteuert werden. Es kann nicht sein, dass ein Gesetz, das auf die Förderung der Wissenschaft und Forschung abzielt, nicht einmal bei Projekten Anwendung findet, die von einem Förderprogramm des Bundesministeriums für Bildung und Forschung finanziert werden.

Die öffentlichen Softwareprojekte werden eben genau deswegen von Wissenschafts- und Forschungsgeldern finanziert, da sie genauso wie traditionelle wissenschaftliche Studien öffentliche und frei verwendbare Ergebnisse liefern, die für die Weiterverwendung in Industrie und Gesellschaft erarbeitet werden.

Die gleiche Rechtsunsicherheit findet sich auch bei der einkommensteuerlichen Behandlung von Fördergeldern aus Forschungsrahmenprogrammen der EU. So ist zum Beispiel unklar, ob öffentliche Softwareprojekte der Next Generation Internet-Initiative, gefördert durch das Forschungsrahmenprogramm „Horizont Europa“, dem 9. Rahmenprogramm für Forschung und Innovation der Europäischen Union für die Jahre 2021 bis 2027, im Rahmen der Finanzhilfevereinbarung Nr. 101069594, unter das Einkommensteuergesetz EStG § 3, Absatz 11 für Wissenschaft fallen.

Was die umsatzsteuerliche Behandlung dieser Fördergelder angeht, gibt es bereits eine Anweisung des Bundesministeriums für Finanzen (DOK 2022/0579780): Das Schreiben „Umsatzsteuerrechtliche Behandlung von Zahlungen im Zusammenhang mit EU-Rahmenprogrammen“ vom 16.06.2022 stellt klar: Sie „sind als echter nicht steuerbarer Zuschuss anzusehen.“

Bezüglich der Einkommensteuer gibt es solch eine Vorgabe leider noch nicht.

Bitte stellen Sie hier im öffentlichen Interesse Rechtssicherheit und damit einhergehend Planungssicherheit her.

Die Antwort des Bundesministeriums für Finanzen (BMF)

Die Antwort hat ein halbes Jahr von Juni 2024 bis November 2024 auf sich warten lassen. Zwischendrin hatte der damalige Bundesfinanzminister der FDP Christian Lindner noch seine „offene Feldschlacht”.

Ich fasse die Antwort kurz zusammen. Der wichtigste Satz ist:

„Es ist insbesondere festzuhalten, dass nach den Erkenntnissen des BMF rechtliche Unsicherheit hinsichtlich der allgemeinen Voraussetzungen nicht besteht.“

Das Schreiben enthält dann noch einmal die allgemeinen Definitionen zu „öffentliche Mittel“, „unmittelbare Förderung“, „bestimmte wissenschaftliche Gegenleistung“ und „bestimmte Arbeitnehmertätigkeit“.

Abschließend wird erklärt:

„Inwieweit die Voraussetzungen des §3 Nummer 11 EStG für eine Steuerbefreiung im konkreten Einzelfall vorliegen, kann nicht pauschal durch Anweisung erfolgen, sondern muss anhand der dargestellten Voraussetzungen durch das für den Förderempfänger zuständige Finanzamt geprüft werden.

Ich bitte um Verständnis, dass der Forderung des Petenten nicht nachgekommen werden kann.“

Leider bin ich allerdings nach dieser Antwort nicht wirklich schlauer als zuvor. Für mich hört es sich so an, als ob nach wie vor keine rechtliche Klarheit besteht, ob denn nun Softwareprojekte, die zum Forschungsrahmenprogramm „Horizont Europa“ gehören, unter EStG §3 Nummer 11 fallen oder nicht. Keiner der Aspekte, für die die Antwort Definitionen enthält („öffentliche Mittel“, „unmittelbare Förderung“, „bestimmte wissenschaftliche Gegenleistung“ und „bestimmte Arbeitnehmertätigkeit“), unterscheidet sich zwischen unseren Softwareprojekten und doch legen das wohl auch weiterhin Finanzämter unterschiedlich aus. Und wenn denn rechtliche Klarheit besteht, hätte dann die Antwort nicht zumindest sagen können, dass solche Softwareprojekte grundsätzlich einkommensteuerfrei sind oder eben nicht?

Ich gehe mal davon aus, dass wenn es eher um die oben genannten Definitionen geht, Softwareprojekte wohl grundsätzlich schon unter EStG §3 Absatz 11 fallen können, wenn eben die obigen Definitionen nicht im Einzelfall gebrochen werden.

Falls jedoch bekannt ist, dass Ihr zuständiges Finanzamt das anders sieht, sollten Sie vielleicht in Erwägung ziehen, die erhöhten Grundkosten direkt bei NLnet aufzuschlagen. Es ist ja nicht Ihre Schuld, dass die Kosten dort, wo Sie wohnen, höher sind. Andererseits bin ich mir nicht sicher, ob das NLnet gefallen wird.

Was ist mit EStG §3 Absatz 12?

Leider hilft EStG §3 Absatz 12 nicht. Eine Weile hatte ich gedacht, dass es auch passen würde, aber da irrte ich mich. Ich erkläre das hier nur kurz, damit niemand meinen Fehler wiederholt.

In EStG §3 Absatz 12 ist von „Aufwandsentschädigung“ die Rede. Ich dachte, Gelder, die ich als Bezahlung für meine Arbeit erhalte, seien „Aufwandsentschädigungen“. Das ist aber nicht der Fall. Eine „Aufwandsentschädigung“ hat in Steuerfachsprache nichts mit Arbeitsaufwand zu tun hat.

Wie gebe ich das alles in der Steuererklärung an?

In Anlage N gibt es einen Punkt „Steuerfreie Aufwändsentschädigungen / Einnahmen”. Dort schrieb ich:

Empfänger von Fördergeldern aus dem Forschungsrahmenprogramm „Horizont Europa“ der EU (siehe Erläuterungen Hautpvordruck, Punkt 8 – Ergänzenden Angaben zur Steuererklärung)

Und dann habe ich eben dort, beim Hauptvordruck der Steuererklärung die Zeile „Ergänzende Angaben zur Steuererklärung“ verwendet. Das ist beim Hauptvordruck 2024 die Zeile 37. Dort kann man erklären, warum die Fördergelder von der Steuer befreit sind. Ich habe dort Folgendes geschrieben:

Zeile 22/Anlage N: Fördergelder aus dem Forschungsrahmenprogramm “Horizont Europa” der EU. Alle wissenschaftlichen Ergebnisse meines Projekts müssen als Open Access veröffentlicht werden und jegliche Soft- und Hardware muss vollständig unter einer anerkannten Open-Source-Lizenz veröffentlicht werden. Die Kriterien zur Berechnung der finanziellen Unterstützung (https://nlnet.nl/entrust/guideforapplicants/) stellen dabei klar, dass es sich bei allen Zuwendungen um Spenden handelt, die als “wohltätige Geschenke” unter die günstigsten Steuerbedingungen fallen. Nach einer Mail des Bundesministeriums für Finanzen (DOK 2022/0579780) sind diese Zuwendungen umsatzsteuerfrei. Wie in anderen europäischen Ländern (z.B. NL) sind sie ebenfalls einkommensteuerfrei: Als Bezüge aus öffentlichen Mitteln zur unmittelbaren Förderung der Wissenschaft fallen sie unter EStG § 3 Absatz 11, da ich dabei zu keiner bestimmten Gegenleistung verpflichtet bin und mein Projekt frei ausführen darf.

Ich habe dann noch zusätzlich die Absichtserklärung — also das „Memorandum of Understanding“ — als Beleg hochgeladen und dort den steuerlich relevanten Abschnitt markiert. Also den hier:

This Memorandum of Understanding cannot be seen as any kind of employment agreement or business contract. NLnet nor any of the organisations involved with NGI0 Entrust receive any goods or services as a result of this MoU. Any payments are to be made as charitable donations to Felix Ernst in the light of a voluntary contribution to the public benefit such as defined within the statutory mission of NLnet foundation.

Auf diesen Beleg habe ich dann einmal dort, wo ich die empfangenen Fördergelder eingetragen habe, und einmal bei dem oben erwähnten „Ergänzende Angaben zur Steuererklärung“ verwiesen.

Steuern für Normalverdienende sollten nicht so kompliziert sein. Das ist ja mehr Arbeit, als die eigentliche Arbeit selbst.

Zum Kommentarbereich geht es hier.

Plasma 5

Ein kurzer Rückblick: In Plasma 5 hatten wir vor allem Hintergrundbilder mit geometrischen Formen. Sie zeigten digitale Repräsentationen der Natur oder waren gar gänzlich abstrakt, was ich eigentlich noch nie so richtig mochte. Womöglich war das eine Weile im Zeitgeist oder vielleicht finden viele technisch-versierte Linux-Nutzer derartige offensichtlich mit dem Computer erstellten Hintergrundbilder ansprechend. Mittlerweile bieten wir aber nicht mehr nur für Technikbegeisterte, sondern für alle Computernutzer das beste Gesamtpaket aus Sicherheit, Privatsphäre, Nutzerfreundlichkeit und Leistung an. Deswegen ist es meiner Meinung nach wichtig, dass unsere Hintergrundbilder nicht nur repräsentieren, wofür wir stehen, sondern auch, was wir ermöglichen wollen. Im besten Fall begeistern wir so ein breites Publikum. Wir sollten vom rein Technischen wegkommen und eher den Menschen und das kreative, schöpferisch-künstlerische Element in den Mittelpunkt stellen, das Computern immer fehlen wird. Ein bodenständiges Beispiel dafür sind Hintergrundbilder, die auch einfach mit Stiften auf einem Blatt Papier erzeugt werden könnten.

Plasma 6.0

Für die Megaveröffentlichung und Plasma 6.0 hatte KDE einen Wettbewerb für das nächste Hintergrundbild ausgetragen. Es gab eine Jury dafür, und obwohl ich in keinster Weise am Wettbewerb beteiligt war, hatte ich volle Übereinstimmung mit der Auswahl der Gewinner*in durch die Jury. Gewonnen hat „Scarlet Tree“ (dt. „Rot-Orangener Baum“): Die Künstler*in trat meines Wissens nach nie öffentlich in Erscheinung und das Einzige, was ich von ihr weiß, ist ihr Pseudonym „axo1otl“, unter dem das Hintergrundbild veröffentlicht wurde. Soweit ich weiß, wurde Kommunikation mit ihr vom Italiener Niccolò Venerandi gehandhabt.

Plasma 6.1

Aber bald stand dann auch schon Plasma 6.1 vor der Tür. Man könnte sich fragen: Brauchen wir denn wirklich für jede Version ein neues Hintergrundbild?

Laut unserer Werbegruppe ist die Antwort: Ja, aber klar!

Das Problem ist nämlich, dass wir zwar bei jeder Veröffentlichung Bilder von der neuen Plasma-Version zeigen wollen, aber nicht jede neue Plasma-Version auch Änderungen an der Standard-Benutzeroberfläche mit sich bringt. Das wäre ja auch für alle zu nervig, wenn wir jedes halbe Jahr Knöpfe verschieben oder das Design ändern würden!

Wenn wir aber das Hintergrundbild ändern, ist klar: Das ist eine neue Version. Das Bild ist dann wohl eher eine Repräsentation all der Änderungen, die im Hintergrund passiert sind.

Außerdem bringt ein neues schönes Bild natürlich auch etwas Farbe und Abwechslung in das Leben der Nutzer*innen, falls diese nicht sowieso bereits ihre Hintergrundbilder nach eigenem Wunsch angepasst haben.

Für das Plasma 6.1 Hintergrundbild war der Plan, bei einem ähnlichen Stil zu bleiben, wie bei Plasma 6.0. Die selbe Autor*in „axo1otl“ malte ein weiteres Bild für uns. Leider bekamen wir es erst relativ spät zu Gesicht:

Die Begeisterung innerhalb der visuellen Design-Gruppe hielt sich bei diesem Bild in Grenzen. Das Bild ist sehr voll und deswegen fanden manche, dass es sich nicht als Hintergrundbild eignet. Diese Abneigung ging weit genug, dass eine Diskussion aufkam, was wir denn stattdessen als Hintergrundbild verwenden sollten und das obwohl wir kaum noch Zeit hatten, eine Entscheidung zu treffen.

Ich fand und finde es nicht so ungeeignet, wie andere. Damit war ich in der Minderheit. Allerdings fand sich auch nicht auf die Schnelle ein Ersatz, der allzu viel Zustimmung fand. Manche Vorschläge gingen zurück zu dem alten geometrischen abstrakten Stil aus Plasma 5-Zeiten.

Außerdem war das Bild doch etwas zu schön, um es einfach fallen zu lassen. Also wurden Konzepte entwickelt, wie wir vielleicht doch das Bild „Reef“ (dt. „Riff“) verwenden könnten.

Bearbeitungen

Niccolò versuchte es mit Unschärfe: Der Waliser Oliver Beard schob einige der Bildelemente aus dem Bild heraus, damit es insgesamt ruhiger wirkt und dem Wort „Hintergrund“ in „Hintergrundbild“ gerecht wird: Das wurde konzeptionell als Schritt in die richtige Richtung angesehen.

Niccolò versuchte es daraufhin mit einer Kombination der beiden Strategien: Während ich dies beobachtete, wurde mir klar, dass die Möglichkeiten der Gestaltung stark eingeschränkt waren, da sich niemand so recht traute, selbst etwas zu dem Bild hinzuzufügen. Deswegen wurden die Riffe sehr groß im Bild. Niemand machte sie kleiner, da dies zur Folge hätte, dass man die restliche Fläche auffüllen müsste, zum Beispiel, indem man mehr Sand dazu malt.

Ich sah bereits eine Zukunft vor mir, in der wir aufgrund des Zeitdrucks einfach nur solch eine eher schnell zusammengewürfelte Abwandlung des Originalbildes veröffentlichen, in dem all die schönen Details versteckt werden mussten, da wir uns sonst nicht anders zu helfen wüssten.

Das wollte ich nicht. Ich hatte das Gefühl, ich könnte und sollte hier vielleicht helfen.

Die Sache ist nämlich die: Da ich so oft am Dolphin Dateimanager arbeite und dort regelmäßig in die Tiefen des Programmcodes eintauche, kenne ich mich mit Unterwasserlandschaften aus. Ich habe ja auch in den letzten zwei Jahren bei zwei Dolphin Treffen im Mittelmeer teilgenommen: Bei Barcelona und Thessaloniki.

Also fing ich an, selbst das Bild anzupassen:

Mein Plan war, mehr Raum zu schaffen, sodass mehr Ruhe in das Bild kommt. Betrachtende sollten sich nicht mehr so fühlen, als seien sie mitten in einem belebten Korallenriff, sondern eher als seien sie im weiten Meer auf der Wanderung mit viel Raum zu allen Seiten. Indem ich den rechten Teil des Riffs auf eine neue mittlere Ebene setzte und die Burg verkleinerte, wuchsen die Tiefe und die Distanzen im Bild. Nach erster positiver Rückmeldung ergänzte ich die fehlenden Elemente des Bildes mehr und mehr:

Manche der visuellen Design-Gruppe störten sich daran, dass der Pfad unten im Bild nicht mehr zur Burg führte. Andere sahen in dem Pfad eher ein allgemein störendes Bildelement, das entfernt werden sollte. Ich bog das sichtbare Ende Richtung Burg:

Dann galt es auch noch die Wellenerscheinungen am oberen Rand des Bildes aufzufüllen. Dort waren große Leerflächen, wo einst die Türme der Burg zu sehen waren.

Das obige Bild war mein Ergebnis, nachdem ich bis 4 Uhr in der Früh daran gearbeitet hatte. Ich hörte erst auf, als ich das Bild als gut genug befand, dass ich es als Hintergrundbild für Plasma vertreten konnte. Durch meine nächtliche Arbeit hoffte ich sicherzustellen, dass wir insgesamt rechtzeitig fertig würden und doch noch ein halbwegs passables Hintergrundbild für Plasma 6.1 haben würden.

Als ich am nächsten „Morgen“ erwachte, ging ich auf die Änderungswünsche der Gruppe ein. Mehr Leute hatten sich gemeldet, die den Pfad ebenfalls nicht mochten. Ich hatte ihn ursprünglich beibehalten wollen, da ich mir alle Mühe gab, so viel von der ursprünglichen Vision und Technik von „axo1otl“ zu erhalten, wie möglich.

Aber zugegebenermaßen war das Ziel dieser ganzen Übung, das Hintergrundbild ruhiger zu machen. Bildelemente zu entfernen geht damit Hand in Hand. Es stellte sich auch heraus, dass für einige die Perspektive des Pfads nicht so wirkte, als würde sie überhaupt zur Burg führen. Sie machten auch nicht unbedingt den gedanklichen Schritt, sich selbst als Wanderer auf diesem Pfad zu sehen.

Also entfernte ich ihn und nutzte die Gelegenheit, den Sand am unteren Bildschirmrand zu verbessern und näher an den Zeichenstil des nicht von mir ergänzten Sandes anzupassen.

Damit waren dann endlich alle halbwegs zufrieden. Es war vielleicht nicht eines unserer besten Hintergrundbilder aller Zeiten, aber in Anbetracht des Zeitdrucks machte es wenig Sinn, eine Diskussion neu anzuleiern.

Allerdings wollten wir auch sicherstellen, dass die ursprüngliche Künstler*in „axo1otl“ mit den Veränderungen zufrieden war, da das Bild ja auch unter ihrem Pseudonym veröffentlicht werden würde.

Sie bekam das Bild also zurück und machte noch innerhalb von ein, zwei Tagen ein paar finale Änderungen:

Und was soll ich sagen: Ich mag die Änderungen. Bessere Schatten und der Malstil des von mir hinzugefügten Wassers und des Sandes wurde so angepasst, dass man nicht mehr erkennen kann, dass nicht alles von der selben Person gemalt wurde. Dafür wurden zum Beispiel Farbübergänge durch diskrete Farbabstufungen ersetzt.

Also alles schön und gut, nur der Pfad war wieder da. Überhaupt hatte es für mich den Anschein, als ob dieses Bild gar nicht auf meiner allerletzten Version basierte, sondern auf der vorletzten.

Ich weiß zwar nicht, was da passiert ist, aber für mich war das so in Ordnung. Nicht jeder war über das Wiedererscheinen des Pfads glücklich, aber da es sich eher um ein Detail handelt, gab es kaum Kritik.

Veröffentlichung

Und dann kam die Veröffentlichung von Plasma 6.1. Aber aufgrund von unvorhergesehenen Umständen war das Hintergrundbild nicht in der Veröffentlichung! Ich möchte da nicht weiter darauf eingehen. Für mich war das natürlich ärgerlich.

Weiterhin stellte ich fest, dass das Hintergrundbild, das dennoch zumindest zum Download angeboten wird, nicht etwa das Bild ist, das von „axo1otl“ zuletzt bearbeitet wurde, sondern meine letzte Version. Ich hoffe „axo1otl“ ist darüber nicht allzu betrübt. Sie wird jedoch nach meinem aktuellem Stand kein Hintergrundbild für Plasma 6.2 erstellen.

Ich habe hier noch eine Version des Hintergrundbildes auf Basis von „axo1otl“s letzter Version erstellt. Das Bild ist fast identisch zum obigen. Ich habe lediglich den Pfad entfernt. Falls Sie den Pfad nicht mögen, ist diese Version wohl die beste von allen für Sie. Allerdings hat sie ganz leichte Kompressionsartefakte:

Plasma 6.2

Für die nächste Plasma-Version will unsere Werbegruppe wieder ein neues Bild. Es gibt bereits Bemühungen, damit wir es hoffentlich dieses Mal besser hinkriegen.

Ich habe in https://invent.kde.org/teams/vdg/issues/-/issues/52#note_972957 vorgeschlagen, dass wir in KDE's Internetforum eine permanente Kategorie erstellen, in der jeder selbstgemachte Hintergrundbilder für uns hochladen kann. Vielleicht gibt es ja da draußen irgendwo Künstler, die gerne als Hobby Hintergrundbilder malen. Ich hoffe manche davon wären großartig und dann für uns und alle als Hintergrundbilder zukünftiger Plasma-Versionen bestens geeignet.

Bei KDE mitzuwirken führt manchmal dazu, dass man eine Flut von negativen oder gar beleidigenden Rückmeldungen bekommt. Um sich davon nicht unterkriegen zu lassen, ist es wichtig, die Bedeutung der Fehlermeldungen richtig einzuordnen. Eine Haltung, die man dafür einnehmen kann, findet man in der Punk Kultur. Viel Spaß bei den Skateboard-Abschnitten!

Für Hörgeschädigte dieses Mal sogar optional mit deutschen Untertiteln!

Ich werde nun erklären, wie deutsche Parteien zu Themen stehen, die für KDE relevant sind. Ich habe dies nicht mit der größeren KDE Gemeinschaft besprochen. Die Argumente sind somit von mir allein ausgesucht und bewertet und entsprechen nicht unbedingt der Meinung der größeren KDE Gemeinschaft.

Softwarepolitik

KDE ist eine Gemeinschaft die freie Software größtenteils ehrenamtlich produziert. Das bedeutet, dass wir wollen, dass Nutzer größtmögliche Kontrolle und Privatsphäre bei der Computernutzung haben. Es soll also möglichst selten passieren, dass der Computer mit oder ohne Ihr Wissen Dinge tut, die sie nicht wollen. Dinge, die bei anderen Betriebssystemen schon selbstverständlich geworden sind, wie das Überwachen und Übersenden Ihrer Tätigkeiten und Daten an Fremde, erzwungene Updates oder das Wegnehmen von Funktionen und Anwendungen, für die Sie vielleicht sogar bezahlt haben.

Mitwirkende von KDE geben sich zum Beispiel Mühe, dass Sie mit KDE Software mit Ihren Bekannten privat schreiben können, ohne das Fremde mitlesen können. Deswegen wurden Verschlüsselungstechnologien sowohl zu KMail als auch zu NeoChat hinzugefügt.

2018 forderte die FDP im Bundestag ein “Recht auf Verschlüsselung”. Vertreter von SPD, Grünen und Linke unterstützten das. Nur die CDU/CSU empfahl den Antrag abzulehnen, da dies “eben nicht unsere Bürger [schützt], sondern kriminelle Strukturen im Internet. Und sie fördern damit die Ausbreitung von rechtsfreien Räumen im Internet”. (https://www.golem.de/news/bundestagsdebatte-cdu-warnt-vor-gefahren-durch-zu-viel-verschluesselung-1811-137992.html)

Wie wichtig welchen Parteien die Ziele freier Software sind, kann man wohl am direktesten daran sehen, in welchen öffentlichen Einrichtungen von welchen Parteien auf freie Software gesetzt wird.

Im Jahre 2004 besuchte der Chef von Microsoft Steve Ballmer den Müncher Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) um aufzuhalten, dass die Müncher Stadtverwaltung auf Linux umsteigt. Das hatte keinen Erfolg und seitdem war dort KDE Software im Einsatz. Erst als Microsoft 2013 ankündigte, bis 2016 ihre Deutschland-Zentrale nach München zu verlegen, kam Bewegung auf. Im Jahre 2017 beschlossen SPD und CSU bis 2020 auf Microsofts Produkte zu wechseln. 2020 wurden dann die Grünen die stärkste Partei in München, was zur Folge hatte, dass sie und die SPD 2021 beschlossen, wieder zu freier Software zurückzukehren.

Eine nicht-freie Software, die derzeit die Daten von hessischen Bürgern auswertet, heißt Gotham. Sie ist benannt nach einer fiktiven Stadt in der das organisierte Verbrechen und korrupte Politiker die Macht an sich gerissen haben. Die Firma Palantir, die die Software Gotham entwickelt und vertreibt, wurde mit finanzieller Unterstützung des US-Geheimdienstes CIA aufgebaut. Mitarbeiter dieser Firma hatten (haben?) dadurch Zugriff auf das Datennetz der hessischen Polizei. Dieser Einsatz der Gotham Software wurde Anfang dieses Jahres als verfassungswidrig erklärt, weil es unverhältnismäßig ist, massenweise von Leuten – als wären diese Kriminelle – persönliche Daten zu analysieren und auszuwerten, anstatt gezieltere Verbrechensbekämpfung zu betreiben.

Vorreiter des Einsatzes dieser Software in Deutschland war der hessische Innenminister Peter Beuth (CDU). Der Vorgang stand auch in Kritik, da die Höhe des Kaufpreises geheim gehalten wurde, es keine Ausschreibung gab und das hessische Landeskriminalamt die Software nicht testen durfte, obwohl es “fachlich/sachlich zuständig” war.

Auch die bayerische Polizei arbeitet mit Palantir zusammen um das “Verfahrensübergreifendes Recherche- und Analysesystem, kurz VeRA, einzusetzen. In Folge davon, dass der Einsatz von Palantir-Software wie oben erwähnt verfassungswidrig sein kann, bemüht sich Joachim Herrmann (CSU) in Bayern darum, dass der Einsatz von VeRA entsprechend dem Grundgesetz erfolgen kann. Die Software soll zum Beispiel nicht auf Computern zum Einsatz kommen, die mit dem Internet verbunden sind.

Die bundesweite Einführung von VeRA ist nun jüngst (Juni '23) gescheitert. Hessen (CDU Innenministerium), Bayern (CSU Innenministerium) und NRW (CDU Innenministerium) konnten keine andere Länder überzeugen. Auch nicht jene, die ebenfalls CDU-geführte Innenministerien hatten (Schleswig-Holstein, Baden-Württemberg). Die SPD-geführten Innenministerien der Länder rücken geschlossen von dem US-Unternehmen Palantir ab. Der Innenexperte der Grünen und die innenpolitische Sprecherin der Linken sprechen sich ebenfalls dagegen aus. (https://www.tagesschau.de/investigativ/br-recherche/palantir-software-analyse-polizei-100.html?at_medium=mastodon&at_campaign=tagesschau.de)

Klimapolitik

2022 hat die KDE Gemeinschaft Umweltverträglichkeit als eines der gemeinsamen Ziele gewählt. (https://eco.kde.org/de/) Deswegen ist wohl auch die Betrachtung der Klimapolitik der verschiedenen Parteien hier relevant.

Waldbrände, gefährliche Hitze, Dürren und Überschwemmungen gibt es mittlerweile jeden Sommer. Das wird natürlich noch schlimmer und tödlicher werden, da wir voraussichtlich innerhalb der nächsten drei oder vier Jahre das selbstgesteckte 1,5°C-Ziel verfehlen werden. Mit dem Verfehlen ist es nicht erledigt: Alles was wir einsparen erhält uns ein Stück unserer Sicherheit und Lebensqualität.

Außer der AFD, die immer noch so tut, als gäbe es keinen menschengemachten Klimawandel (lol), bekennen sich alle Parteien öffentlich zum Klimaschutz.

CDU/CSU war von Anfang bis Ende der Merkel Ära von 2005 bis 2021 in der Regierung. Sie regierten in Koalitionen mit SPD oder FDP. In dieser Zeit hat sich der jährliche Ausstoß an Treibhausgasen von 985 auf 746 Millionen Tonnen reduziert. Es wurden also im Schnitt jedes Jahr 15 weniger als im Vorjahr. Da wir allerdings laut dem Klimaschutzgesetz bis 2030 eine Reduktion auf 438 Millionen Tonnen erreichen müssen, ist mittlerweile eine jährliche Reduktion um 38,5 erforderlich. Die bisherige Politik war also bislang nicht einmal halb so schnell, wie es die aktuelle Politik nun sein muss.

Die Ziele der Reduktion, auf die sich die CDU/CSU und SPD 2019 geeinigt hatten, waren dermaßen unzureichend in der Verminderung von Treibhausgasen, dass sie 2021 vom Bundesverfassungsgericht als “mit Grundrechten unvereinbar” verurteilt wurden und eine Nachbesserung erzwungen wurde. (https://www.bundesverfassungsgericht.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2021/bvg21-031.html)

Mit Blick auf die bayerischen Landtagswahlen soll hier auch erwähnt werden, dass Bayern, in dem seit über 60 Jahren die CSU regiert, die schlechteste Klimabilanz im Verkehrssektor aufweist und auch bezüglich der Windenergie das Schlusslicht bildet.

Markus Söder (CSU) bezüglich der Klimaschutzpolitik der Ampel-Koalition: “Das Wohlstandseis schmilzt schneller als das Eis der Gletscher.” (https://www.tagesspiegel.de/politik/kur-zum-csu-spitzenkandidaten-die-soder-strategie-in-sieben-punkten-9776339.html)

Auch Volker Wissing (FDP) warnte vor zu viel Klimaschutz mit dem Ergebnis, dass sein Ministerium eines der beiden war, die ihre Klimaziele verfehlten. Er verfehlt die Ziele dermaßen dramatisch, dass sich bei ihm keinerlei Interesse an Klimaschutz erkennen lässt.

Schlusswort

Leider werden in der Politik und gerade im Wahlkampf viele Lügen erzählt. Umso wichtiger ist es, die Fakten selbst zu recherchieren. Ich hoffe die obigen Verweise zu den Themen Software und Klima bilden für Sie einen Ansatzpunkt, um sich nicht so leicht in die Irre führen zu lassen. Ich hoffe, Sie werden in der Lage sein, die Partei zu wählen, die auch tatsächlich Ihre Interessen vertritt.

37 °C war die durchschnittliche Höchsttemperatur während der Akademy Konferenzwoche in Thessaloniki. Wenn man bei solchen Temperaturen aus dem Haus tritt, ist der erste Gedanke, dass man doch lieber drinnen bleiben würde. Solche Temperaturen waren selbst für Griechenland früher eine Ausnahme. Zum Beispiel wurden Temperaturen von 38 °C in Thessaloniki an keinem Tag in den fünf Jahren 1980 bis 1984 übertroffen. Aber tatsächlich hatten wir noch Glück! Die richtige Hitzewelle ereignete sich erst, als wir bereits das Land verließen. Da gab es dann ungefähr 44 °C in Thessaloniki und überall Waldbrände. Wirklich schade, dass sich das mit dem aktuellen Erstarken klimafeindlicher Politik (Leugnen der Klimakatastrophe, Grüne als Hauptgegner) nur immer weiter verschlechtern wird.

Aber ich denke mal, ich habe vermutlich bereits mein Schwarzseh-Limit für diesen Bericht überschritten, also kommen wir zu fröhlicheren Themen wie der KDE Gemeinschaft.

Internationales Treffen

Ich bin normalerweise mit viel Begeisterung bei den sozialen Zusammenkünften der Konferenz dabei. Ich spreche mit jeder Person, der ich noch nie begegnet bin und trage allgemein meinen Teil dazu bei, dass sich jeder willkommen fühlt. Ganz besonders interessant war es, mit den ortsansässigen griechischen Studenten zu reden, die an der Konferenz teilnahmen. Einer von ihnen macht bereits Anstalten bei dem Dolphin Dateimanager mitzuwirken. Ich möchte seinen Namen aber hier noch nicht nennen, um keinen unnötigen Druck zu erzeugen. Falls Sie aber in den nächsten Wochen einen neuen griechischen Namen bei den wöchentlichen KDE Fortschrittsberichten lesen, dann wissen Sie, wo der herkommt.

Manche der Griechen waren Teil der „Libre Space Foundation”, einer Organisation, die freie Software schreibt, mit der Satelliten in den Weltraum geschickt werden. Sie hielten den Eröffnungsvortrag und ihre Begeisterung für dieses außergewöhnliche Projekt war ansteckend.

Ich hingegen sitze immer noch ganz langweilig auf diesem immer heißer werdenden Planeten fest. Hatte ich die Hitze während der Konferenz bereits erwähnt? Ach, genau. Zurück zum Thema …

Seitdem ich vor ungefähr einem Jahr offiziell ein Betreuer des Dolphin Dateimanagers geworden bin, versuche ich die langfristige Gesundheit dieses Projekts im Blick zu behalten. Was das anging hatte ich eine Idee, wie bei der diesjährigen Konferenz alles fürchterlich schief gehen könnte:

Das Treffen auf den anderen Dolphin Betreuer

Ich hatte den Franzosen Méven Car, mit dem ich mir die Verantwortung für Dolphin teile, noch nie zuvor getroffen. Wir haben uns auch kaum Direktnachrichten geschickt. Nicht eine einzige vor April diesen Jahres. Das mag merkwürdig erscheinen, wenn man bedenkt, dass wir schon seit ein paar Jahren gemeinsam an Dolphin arbeiten, aber es zeigt auch, dass keine geheimen Gespräche hinter verschlossenen Türen notwendig sind, um Software weiterzuentwickeln. Das Wichtigste ist, dass man eine Arbeitsatmosphäre hat, in der technische und Nutzerfreundlichkeits-Gesichtspunkte offen besprochen werden können, ohne dabei Angst vor böswilliger Kritik oder Leistungsdruck haben zu müssen.

Eine Möglichkeit, wie unser erstes Treffen hätte ablaufen können, war, dass wir uns nicht ausstehen können. Logischerweise würden wir uns dann auch gegenseitig nicht mehr zutrauen, gute Betreuer des Dolphin Projekts zu sein. Deswegen würde dann einer von uns eine alternative Splittergruppe bilden mit klar abgegrenzten aber ähnlichen Zielen, woraufhin Dolphin in einer unangenehmen Situation zwischen Anfeindungen und schlechter Stabilität festhängen würde, was dann schlussendlich zu einem Abdriften in die Bedeutungslosigkeit führt. ?

In Wirklichkeit ist jedoch nichts dergleichen passiert. Glück gehabt!
Aber der vorige Absatz war die erste Geschichte, die ich ihm erzählte.

Tatsächlich kommen wir großartig miteinander aus und hatten viel Zeit uns über alle möglichen Themen rund um Dolphin auszutauschen. Meiner Meinung nach haben wir sehr ähnliche Ideen darüber, welche Arbeiten noch anstehen und was die wichtigsten Etappenziele sind, um Dolphin noch viel besser zu machen.

Dolphins strategische Position

Bei der Konferenz vor einem Jahr hatte ich bereits versucht die Bereiche zu identifizieren, bei denen Dolphin noch am meisten Raum zur Verbesserung verbleibt. Deswegen hatte ich das auch als Hauptthema angesetzt. Meinen Bericht zum letzten Jahr finden Sie hier: https://wordsmith.social/felixernst/dolphin-treffen-bei-barcelona

Mittlerweile scheint es mir so, als kennten wir all die wichtigsten Aspekte, bei denen noch Nachbesserungsbedarf besteht. Wenn ich Rückmeldungen von Nutzern durchlese, sind die Kritikpunkte eigentlich immer welche, von denen ich bereits weiß. Meistens haben wir sogar bereits einen Plan, wie diese recht konkret gelöst werden könnten. Solche Lösungen sind meist „nur“ deswegen noch nicht umgesetzt, weil wir mit unserer überschaubaren Anzahl ehrenamtlicher Entwickler keine Chance haben, so etwas in absehbarer Zeit/in der Freizeit umzusetzen.

Manche dieser Lösungsansätze wurden beim Dolphin-Treffen bei Akademy besprochen.

Insbesondere die Suchfunktion in Dolphin war ein großes Thema. Es ist etwas traurig, dass sich Nutzer derzeit nicht darauf verlassen können, dass sie mit Dolphin schnell jede Datei finden, die sie suchen. Dafür gibt es zum Teil technische Gründe und zum Teil Schwachstellen bei der aktuellen Gestaltung der Benutzeroberfläche. Alles zu dem Thema können Sie hier lesen: https://invent.kde.org/system/dolphin/-/issues/46 Aktuell suchen wir nach einem klaren Entwurf, bei dem sich alle halbwegs einig sind, dass es die richtige Richtung ist. Unter dem Link finden Sie auch einen Entwurf von mir, den ich zwar echt gut finde, aber solange niemand sonst Meinungen oder Alternativvorschläge abgibt, gibt es kein klares Ziel. Es gibt auch einige weitere technische Themen zur Suche, an denen noch gearbeitet werden müsste.

Eine andere Frage ist, wie weit es Dolphin wohl bringen könnte, wenn es aus dem Linux/Unix-Ökosystem ausbräche. Projekte wie Krita und Kdenlive haben das schon vorgemacht und haben mittlerweile riesige Nutzergruppen auf anderen Betriebssystemen. Dolphin ist ja bereits einer der beliebtesten Dateimanager auf Linux und vielleicht sogar der beliebteste überhaupt. Wie populär wäre er wohl auf Windows, wenn wir die Windows-Version von Dolphin auf den gleichen Stand wie die Linux-Version bringen und sie dann bewerben würden? Aktuell scheint es unter uns niemanden zu geben, der die Software zum Wohle dieser proprietären Plattform in seiner Freizeit verbessern wollen möchte. Eine ganz ähnliche Frage stellt sich auch bezüglich anderer Plattformen wie MacOS oder Handys.

Was die aktuellen Ziele der KDE Gemeinschaft angeht, sprachen wir über besseres automatisiertes Testen unter Verwendung von Selenium und AT-SPI. Damit kommen wir allmählich wieder voran. Was Barrierefreiheit angeht, habe ich in Griechenland angefangen eine Fehlerbehebung zu programmieren: https://invent.kde.org/system/dolphin/-/merge_requests/577 Allerdings gibt es hier noch viel zu tun. Besonders unangenehm finde ich zum Beispiel, dass man derzeit durch das Drücken der Tab-Taste nicht zu den „Zurück“- und „Vorwärts“-Knöpfen kommen kann. Mehr Mithilfe würde ich hier sehr gerne sehen. Bei der Konferenz habe ich mir alle Vorträge angehört, die es zum Thema Barrierefreiheit gab, weshalb ich jetzt guter Dinge bin, dass ich solche Veränderungen sachgemäß überprüfen kann.

Um das Thema Dolphin hier abzuschließen, möchte ich noch auf Mévens (englischen) Bericht verweisen, in dem weitere Dolphin-Themen besprochen werden: https://www.bivouak.fr/dolphin-at-akademy-2023/

Außerhalb von Dolphin

…gibt es noch so viel mehr zu erzählen. So viel, dass mir gerade klar wird, dass ich wohl allmählich zum Ende kommen sollte. Viele der Vorträge können Sie sich auch online auf Peertube ansehen, um selbst einen Eindruck zu bekommen.

Einen Vortrag möchte ich aber noch hervorheben: „Lass sie sprechen: Füge deiner Anwendung Sprachausgabe hinzu“ von Jeremy Whiting. Ich mochte diesen Vortrag nicht etwa, weil ich meine, es gäbe gute Möglichkeiten Sprachausgabe speziell bei Dolphin hinzuzufügen, sondern weil er uns ermutigt etwas zu verbessern, was üblicherweise bereits als „fertig“ betrachtet werden könnte. Nehmen wir diese Webseite als Beispiel: Wenn hier ein Vorleseknopf an der Seite wäre, dann könnte man diesen Bericht wie einen Podcast anhören und ein fünfjähriges Kind könnte mithören (und sich langweilen weil es nichts damit anfangen kann). Ein ähnlicher Vortrag könnte wohl auch über das Hinzufügen von Animationen gemacht werden, um die Klarheit zu verbessern, wenn sich entweder der Zustand der Anwendung selbst oder aber der der Daten innerhalb der Anwendung ändert.

Danke an alle, die die Konferenz möglich machten

Akademy wäre eine ziemlich einsame und langweilige Veranstaltung, wenn wir nicht Spender, Sponsoren und Freiwillige hätten, die es allen ermöglichen, sich so zu treffen. Ich bin mir nicht sicher, ob eine internationale Gemeinschaft langfristig funktionieren kann, wenn es solche Treffen nicht gäbe. Es gibt mir Hoffnung, wenn Leute aus acht verschiedenen Ländern zusammen an einem Tisch sitzen und über Politik reden können, und das dann trotzdem ein erfreulicher Abend wird.

Weil ich die Verwalter der Spenden an KDE persönlich kennengelernt habe, kann ich mit voller Überzeugung sagen, dass Spenden an den KDE e.V. in guten Händen sind und mit großer Sorgfalt und Strategie ausgegeben werden, um den Fortbestand und das Wachstum der größeren KDE Gemeinschaft zu sichern. Wenn Sie auch eine gemeinnützige Spende tätigen möchten, gehen Sie zu: https://kde.org/de/community/donations/.

In wenigen Tagen wird Dolphin 22.12 veröffentlicht, also ist es höchste Zeit, dass ich von der neuen Funktion berichte, die ich dafür programmiert habe: Der Auswahlmodus. In diesem hoffentlich unterhaltsamen Video stelle ich ihn vor neben anderen Probleme, deren Lösungen noch nicht implementiert wurden.

Von meinen Aufgaben bei KDE bin ich am ehesten dadurch bekannt, dass ich seit neuerem zusammen mit Méven Car “Dolphin Maintainer” wurde. “Dolphin” heißt übersetzt Delphin und “Maintainer” sind die Betreuer oder Hauptverantwortlichen für etwas.

Der Plan war, bei Barcelona ein Dolphin Treffen zu veranstalten, also machte ich mich auf den Weg.

Ich denke, das Wichtigste für eine sich selbst organisierende international agierende Gruppe wie uns, die in allen sieben Weltmeeren schwimmt, ist, dass man sich ab und zu gemeinsam an Küsten trifft, um sich über gemeinsame Ziele auszutauschen. Jeder surft oder browst sonst wohin einen die Strömung gerade hinverschlägt. Jeder hat eine Idee, was wohl gerade am Wichtigsten ist, woran gearbeitet werden sollte, und schwimmt dann direkt darauf zu. Doch manchmal ist es sinnvoll, sich darüber auszutauschen, wo denn wirklich die wichtigsten Bereiche sind, in denen Verbesserungsbedarf besteht. Und genau das war dann auch das Thema, das ich für unser Dolphin Treffen gewählt habe.

Es war neu für mich, innerhalb von KDE eine organisatorisch leitende Rolle einzunehmen. Nicht nur was Dolphin angeht, sondern auch was uns Pinguin-Fans allgemein angeht.

Okay, ich glaube ab hier muss ich das mit der Zweideutigkeit lassen, denn technische Begriffe werden notwendig. Um eventuelle Verwirrungen aufzulösen, eine kurze Klarstellung: Dolphin ist ein Programm, genauer gesagt der Standard-Dateimanager von KDE. Ich bin zusammen mit Méven Car für es verantwortlich. Der obige Text hatte nicht wirklich mit Tieren zu tun.

Jedenfalls trafen wir uns in Barcelona und sprachen darüber, was denn jeder meinte, was die wichtigsten Bereiche zur Verbesserung von Dolphin seien.

Zeitreisen für Dateien und Ordner?

Neal Grompa, der sich für KDE auf Fedora, aber auch andere Distributionen einsetzt, hatte die Idee, dass Dolphin die Fähigkeit haben sollte, Dateien und Ordner auf einen älteren Stand von sich selbst zurückzusetzen. Die praktische Anwendung wäre, dass wenn man zum Beispiel einen Report oder Aufsatz ruiniert hat, man einfach eine ältere Version davon wiederherstellen könnte. Oder dass man, nachdem versehentlich eine Datei gelöscht wurde, den Ordner, der diese enthält, samt der Datei wiederherstellen könnte.

Klingt das wie Magie für Sie? Ist das überhaupt so einfach möglich? Müssten dafür die alten Daten nicht irgendwo gesichert sein?

Die Antwort auf all diese Fragen ist “Ja”. Aber was Sie vielleicht noch nicht wussten, ist, dass es bei manchen modernen Dateisystemen, die Sie eventuell sogar bereits in diesem Moment verwenden, normal ist, dass ältere Daten behalten werden, damit Ihr Computer in einen funktionierenden Zustand zurückversetzt werden kann, falls denn jemals etwas so richtig schief geht. Bekannte Dateisysteme die so etwas integriert haben heißen BTRFS und ZFS.

Beim Erkunden von Barcelona konnte ich mit Luca Weiss und Arjen Hiemstra darüber reden, wie diese Idee realisiert werden könnte. Ich habe auch selbst ein paar Nachforschungen angestellt: Das Problem, das ich derzeit sehe, ist, dass es schwer fällt herauszufinden, wo sich denn genau die älteren Versionen von Dateien und Ordnern auf der Festplatte befinden. Es stellt sich heraus, dass es zumindest auf BTRFS kein verpflichtendes Schema gibt, in welchen Ordnerstrukturen sich die alten Versionen wiederfinden lassen. Zwar ist die Benennung für Menschen häufig verständlich (z.B. auf openSuse “/.snapshot/SNAPSHOTNUMMER/snapshot”), aber es könnte auch ganz anders heißen und der Zeitpunkt bei dem die “Sicherung” erstellt wurde und welche Daten zusammengehören, ist auch nicht so einfach herauszufinden. Und was ist, wenn die Dateien, die man wiederherstellen will, in der Zwischenzeit in einen anderen Ordner verschoben wurden?

Vielleicht irre ich mich auch, aber ich habe zumindest Schwierigkeiten, eine solide bzw. reliable Vorgehensweise zu erfinden, selbst wenn ich für den Moment all die technischen Feinheiten außer Acht lasse. Das bedeutet nicht, dass das Projekt unmöglich zu realisieren wäre – nein nein, denn im schlimmsten Fall könnte man auch einfach die gesamte Festplatte durchsuchen – aber zumindest muss ich für mich feststellen, dass das Projekt zu aufwendig ist, um es mal eben nebenher zu programmieren. Falls Sie Interesse hätten oder in der Lage wären, das auf geschickte Weise zu verwirklichen, wären Sie der/die Held/in für manche Nutzer. Da bin ich mir sicher.

Es ließe sich wohl als sogenanntes KAbstractFileItemActionPlugin implementieren, das dann ein Fenster öffnet, in dem Nutzer auswählen können, welche Version der Datei wiederhergestellt werden soll.

Dolphin könnte besser mit langsamen Festplatten umgehen

Im Grunde ist das vielleicht Wichtigste für einen Dateimanager wie Dolphin, dass er sehr schnell darin ist, die Daten der Festplatten anzuzeigen. Man will ja auch dem Namen alle Ehre machen: Ein Delphin ist schnell unterwegs und wird im Wasser von nichts aufgehalten.

Anders ist es mit Festplatten. Die brauchen manchmal eine Weile, um Daten abzurufen, vor allem wenn der Zugriff über das Internet oder ein anderes “langsames” Netzwerk erfolgt. Aber nur weil der Zugriff langsam ist, sollte das nicht bedeuten, dass deswegen auch Dolphin ins Stocken gerät. Natürlich kann das Laden eine Weile dauern, aber deswegen sollte Dolphin trotzdem noch flüssig funktionieren.

Weitere Details zu diesem Thema finden sich in unseren Aufzeichungen zum Treffen: https://invent.kde.org/system/dolphin/-/issues/35#note_535555

Kopiervorgänge werden fälschlicherweise als abgeschlossen angezeigt

Nutzer klagen mit einer gewissen Regelmäßigkeit über Datenverlust, wenn Sie eine Festplatte oder einen USB-Stick entfernen, nachdem eine Dateiübertragung als “abgeschlossen” gemeldet wurde.

In KDE melden wir eine Übertragung als abgeschlossen, wenn der Linux-Kern uns mitteilt, dass die Übertragung abgeschlossen sei. Nur leider ist das häufig nicht ganz richtig, denn der Linux-Kern ist in dieser Hinsicht etwas voreilig, da er die Übertragung als “abgeschlossen” erklärt, sobald die Daten wieder verfügbar sind. Das ist jedoch in der Regel eine ganze Weile, bevor sie tatsächlich vollständig übertragen wurden.

Hier sehe ich drei Möglichkeiten: 1. Der Linux-Kern erhält eine neue Option, die es uns ermöglicht, genauere Aussagen über den Fortschritt weiterzugeben. 2. Wir stellen selbst sicher, dass die Übertragung abgeschlossen ist. 3. Wir zeigen eine besonders eindringliche Warnmeldung, wenn Nutzer ein Speichermedium entfernen, ohne es zuvor ordentlich “sicher entfernt” zu haben.

Dolphin sollte Nutzern ermöglichen, root-Dateien/Ordner zu verändern

Wie Sie vielleicht wissen, kennt das Linux Sicherheitsmodell verschiedene Nutzer oder Accounts, die auf demselben Computer agieren können. Man kann dabei einstellen, welche Personen auf welche Daten zugreifen, sie verändern oder ausführen können.

Der Account, der auf alle Daten eines Computers vollen Zugriff hat, wird üblicherweise “root” genannt. Es ist der Administrator-Account an so ziemlich jedem Computer.

Wenn man derzeit als Nutzer versucht, mithilfe des Programmes “sudo” Dolphin mit den Rechten eines Administrators auszuführen, um damit alle Daten ändern zu können, dann weigert sich Dolphin, dies zu tun, weil es potentiell dazu führen kann, dass Hacker den Computer übernehmen können. Dieser Sperrriegel wurde eingeführt bevor ich bei KDE war, aber Nutzer sind auch heute noch unglücklich darüber, weil dieser Sperrriegel ihnen in manchen Situationen das Leben erschwert. Wie können wir diese Situation verbessern, ohne dabei die Sicherheit von Firmen und Nutzern zu gefährden?

Harald Sitter hat eine alternative, sicherere Methode entwickelt (https://apachelog.wordpress.com/2022/08/04/kio-admin/), die es Nutzern erlaubt, alle Daten zu manipulieren. Sie wird eventuell in Dolphin integriert werden.

Einen weiteren sofortigeren Lösungsansatz habe ich neulich mit Nate Graham besprochen: Wie wir sehen, wurden in den vergangenen Jahren bereits mehrere Methoden entwickelt, um den von meinen Vorgängern gut gemeinten Sicherheitsriegel zu umgehen. Diese, die Sicherheit der Nutzer reduzierenden Methoden, sind recht populär. Der Sicherheitsriegel hält Nutzer also derzeit nicht wirklich davon ab, das potentielle Sicherheitsrisiko einzugehen. So gesehen ist meine Meinung, dass wir, anstatt zu versuchen, die Funktion zu verbieten, die Chance nutzen sollten, die Nutzer über die Gefahren aufzuklären. Wenn sie trotz unserer Erklärung der Risiken fortfahren wollen, dann sollten und können wir sie nicht aufhalten. Es könnte eine gute Idee sein, den Sperrriegel für Nutzer leichter lösbar zu machen.


Das war dann alles zum Dolphin Treffen. Der Rest dieses Artikels ist über andere für mich relevante Themen.

Dolphin fürs Handy?

Ich habe in Barcelona viel mit den jungen Entwicklern geredet, die sich bemühen, dass KDE Plasma ein Erfolg auf Mobiltelefonen wird und Googles Android hoffentlich bald mächtig Konkurrenz macht. Es besteht der Wunsch einen tollen Dateimanager wie Dolphin auf dem Handy verfügbar zu haben.

Was sie und vielleicht auch Sie nicht wussten, ist, dass Dolphin bereits dermaßen flexibel und touch-freundlich ist, dass wohl gar nicht viel Arbeit nötig wäre, damit es wie geschaffen für Handys ist:

Wir bräuchten wohl eine separate Konfiguration für Handys, die es erlaubt, Dolphin ganz einfach fürs Handy angepasst zu installieren. Haben Sie Interesse, Dolphin für all diese Handynutzer einfach verwendbar zu machen? Unterstützung ist immer gern gesehen!

Dolphin mit dem blauen Engel

Mit Joseph P. De Veaugh-Geiss, der die umweltfreundliche “Blauer Engel”-Zertifizierung von KDE Software vorantreibt, sprach ich über die Möglichkeit auch Dolphin zu zertifizieren. Die Frage ist, welchen direkten Nutzen wir uns davon versprächen. Eventuell könnte es staatliche Einrichtungen dazu bewegen, Dolphin zu verwenden, aber Joseph war der Meinung, dass sie wohl nicht deswegen allein zu Linux wechseln würden. Zu seiner und vielleicht auch Ihrer Überraschung funktioniert Dolphin bereits auf Microsoft Windows und meines Wissens sogar macOs. Es hat ein paar Macken auf Windows und niemand kümmert sich aktuell darum, diese auszumerzen. Würde es sich lohnen das zu tun? Wenn wir die Windows-Version mehr ins öffentliche Bewusstsein schieben, wäre das eine Möglichkeit mehr Nutzer zu freier und umweltfreundlicher Computer-Nutzung zu bewegen? Für mich ist unklar, ob wir unsere Kapazitäten nicht besser für anderes verwenden.

Sie merken aber, dass es viel mehr sinnvolle Arbeit allein bei Dolphin zu tun gibt, als wir realistisch mit unseren wenigen ehrenamtlichen Entwicklern leisten können. Auch hier wären mehr freundliche Mitwirkende eine Bereicherung. :)

Dokumentation in der Anwendung

Ein weiteres Thema, das mir sehr am Herzen liegt, ist, dass wir unsere Software auch für unbeholfene Nutzer verwendbar machen, indem wir Anleitungen und Hilfstexte zur Verfügung stellen. Manche meiner Bemühungen in dieser Richtung waren sehr erfolgreich. Zum Beispiel gibt es mittlerweile an vielen Stellen in KDE kleine Hilfsknöpfe, nachdem ich diese vor nur zwei Jahren als Komponente in KDE Software erstmals integriert habe (https://invent.kde.org/plasma/plasma-desktop/-/merge_requests/51). In ähnlicher Weise habe ich auch in vielen Anwendungen die Funktionalität eingebaut, dass man Nutzern ausführliche Hilfe direkt in der Anwendung zur Verfügung stellen kann. Sie kennen vielleicht die kleinen “Umschalt drücken für mehr Informationen” Hinweise, die erscheinen, wenn Sie den Mauszeiger auf einem Knopf in Dolphin ruhen lassen. Meiner Meinung nach sollte jede KDE Anwendung mehr Hilfe dieser Art zur Verfügung stellen.

Ich war in dem Treffen über das Schreiben von Anleitungen und Hilfstexten für die Webseite https://userbase.kde.org/Welcome_to_KDE_UserBase und versuchte dort den Anstoß zu geben, dass es meiner Meinung nach in einigen Fällen sinnvoller wäre, Hilfe direkt dort zur Verfügung zu stellen, wo sie gebraucht wird: Am besten also direkt in der Anwendung. Ich hatte leider nicht den Eindruck, als ob ich in der Lage war, die dort Versammelten davon zu überzeugen. Hier möchte ich aber wiederholen, dass jeder zusätzliche Schritt, der zwischen den Nutzern und der verfügbaren Hilfe liegt, dazu führt, dass die Nutzer die Hilfe mit geringerer Wahrscheinlichkeit verwenden werden. Wenn Nutzer nicht wissen, was ein Knopf tut, dann sollte die Hilfe für den Knopf direkt vom Knopf aus oder daneben aufgerufen werden können.

Im Positiven habe ich bemerkt, dass manche KDE-Leute bereits die Nützlichkeit dieser Funktionalität verstanden haben. Kai Uwe Broulik hat sich als Fan geoutet. Ich hoffe, es ist nur eine Frage der Zeit, bis diese neue Art Hilfe anzubieten, für jeden genauso selbstverständlich wird, wie die zwei Jahre jungen, kleinen Hilfsknöpfe in den Systemeinstellungen.

So viel zu meinen Bemühungen. Wenn Sie bis hierhin interessiert gelesen haben, dann interessieren Sie sich vielleicht auch für meine Videos zur KDE Entwicklung: https://tube.tchncs.de/c/felix_ernst/videos

Dank an KDE e.V. und dessen Spender

Die bunte Truppe, die zu Akademy 2022 nach Barcelona reisten, zu treffen, war ein großer Gewinn für unsere weitere Zusammenarbeit und damit auch letztendlich für unsere Software. Der obige Text ist ja bereits viel zu lang und doch habe ich bislang fast nur über Dolphin geredet, obwohl noch so viele andere Themen in Barcelona von Bedeutung waren. Allen voran wie schön es war, andere KDE Mitwirkende zum ersten Mal persönlich zu treffen.

Ich möchte hier dem KDE e.V. und den vielen Spendern an diese Organisation danken, denn durch sie wurde ein Großteil der Gesamtkosten meiner Reise bezahlt. Nachdem ich nun die Verwalter dieser Spenden persönlich kennengelernt habe, kann ich mit voller Überzeugung sagen, dass Spenden an den KDE e.V. in guten Händen sind und mit großer Sorgfalt und Strategie ausgegeben werden, um den Fortbestand und das Wachstum der größeren KDE Gemeinschaft zu sichern. Wenn Sie auch eine gemeinnützige Spende tätigen möchten, gehen Sie zu: https://kde.org/de/community/donations/.

KDE Dev-Vlog 4: Zu viel Spektakel!

Manchmal sind es die kleinsten Dinge, die für unsere Nutzer den größten Vorteil bringen. In diesem Video werden die Ursachen und Überlegungen hinter einer solchen kleinen Änderung an einer kleinen Anwendung aufgezeigt. Normalerweise würde niemand daraus ein großes Spektakel machen, was mich nicht davon abhält, es zu versuchen.

KDE Dev-Vlog 3: Das Finale der Gwenview Trilogie

Seit einigen Wochen arbeiten wir an der Benutzeroberfläche des Standard Bild-Betrachters Gwenview und jetzt steht der Termin für die Veröffentlichung vor der Tür. Dieses Video zeigt eine Reihe von bestehenden Problemen auf und wie wir die meisten von ihnen rechtzeitig für Gwenview 21.08 lösen können.

KDE Dev-Vlog 2: Im Auge des Betrachters

„Dev-Vlog“ ist eine Abkürzung für „developer video log“, was so viel bedeutet wie „Videoprotokoll über die [Software] Entwicklung“. Das mag vom Namen her etwas trocken klingen, aber das muss es wirklich nicht sein.

„KDE Dev-Vlog 2: Im Auge des Betrachters“ knüpft direkt an das Vorgängervideo an: Es geht um die Verbesserung der Benutzeroberfläche von Gwenview, dem Standard-Bildbetrachter von KDE.

Wie geplant ist dieses Video stellenweise etwas verrückter als das vorige. Es zeigt auch etwas mehr die Vorgehensweise bei der Überarbeitung anstatt nur Ergebnisse und Vorüberlegungen zu präsentieren. Viel Spaß!