Mutwinter – ein Kommentar

von Dirkson

Neuerlich war ich gezwungen mich mit einer Kolumne im SPIEGEL zu beschäftigen, diesmal stammen die verbaldiarrhoeischen Ausscheidungen von Nikolaus Blome. „Solche Bürger sind nicht besorgt, sondern bescheuert“ ist der Titel seines Machwerks (1) mit dem er zum Sturm, sprich der Ausgrenzung und nun auch Verfolgung, auf Andersdenkende bläst. Zu Sturm und Stürmer kommen wir später noch.

Wer sich für diesen Blome interessiert bemühe bitte die Suchmaschine seines Vertrauens, mir fehlt da hier jetzt jede Neigung im zu erwartenden Dreck seines Lebenslaufs zu wühlen. Ich tippe auf den Springer-Konzern und unappetitliche Seelenvergifter wie Bild und den Tagesstürmer, pardon Tagesspiegel.

Stimmungsmache ist also der Job des Herrn Blome und wen hat er sich nun dafür ausgesucht, den „Pöbel“. Noch so ein interessantes Wort, wie schon der Lump vom „Lumpenpazifisten“ des Herrn Lobo, der seinen geistigen Dünnschiss ja auch an dieser Stelle abzulassen pflegt. Haben wir hier also eine Kontinuität in der Verwendung von Schmähwörtern gegen Andersdenkende als Aufhänger entdeckt. Nun beim für Hass und Hetze bekannten SPIEGEL ist dies keine Überraschung, dass dies mittlerweile so offen zu Tage tritt erschreckt dann aber schon.

Das Wort „Pöbel“ geht auf das lateinische Populus ‚Volk‘ zurück (2). Die Wikipedia, die man ja in aktuellen geopolitischen Fragen nicht unbedingt zu Rate ziehen muss, gibt hier schon mal einen kleinen Überblick und da die meisten Suchenden vermutlich auf dieser Seite landen bleiben wir doch einfach mal bei dieser Quelle.

Weiter liest man dort:

„Die heutige Schreibweise Pöbel fand sich zuerst bei Martin Luther und stand für „gemeines Volk“. Ab dem 17. Jahrhundert bezeichnete der Pöbel das niedere handarbeitende Volk unterhalb der ständischen Ehre. Ab den 1830er Jahren wurde der Begriff durch den des „Proletariats“ abgelöst, der Pöbel war nun die gefährlich anwachsende, vorindustrielle Masse, die dem Pauperismus, der Verelendung anheimfiel; Ursache waren Überbevölkerung und fehlende Arbeitsmöglichkeiten angesichts der Schwäche der deutschen Industrie. Inzwischen steht Pöbel in der Umgangssprache für ungebildete, unkultivierte, in der Masse gewaltbereite Menschen aus der gesellschaftlichen Unterschicht.“

Naja, lassen wir das mal so stehen und verzichten an dieser Stelle darauf gerade den letzten Satz kritisch zu besehen. Ergänzend möchte ich noch hinzufügen, dass die hier mit „Überbevölkerung und fehlende Arbeitsmöglichkeiten“ beschriebene Entwicklung auch eine Folge der vielleicht ersten und größten Enteignungen der Menschheitsgeschichte war, nämlich die Enteignung der Allgemeinheit an ihrem Allgemeingut (auch Allmende genannt). Das Wegbrechen dieser Subsistenzform durch diesen großen Raub durch die Herrschenden, von dem die entstehende Bourgeoisie von Anfang an profitierte, war ein maßgeblicher Grund für die Verelendung der vorindustriellen Massen, neben dem Krieg natürlich, wie eh und je. Die Habgier der Mächtigen führte also zu dem Druck, der viele Menschen in die entstehenden städtischen Zentren zwang.

Nun schauen wir uns mal des Blomes Text zum Auftritt des Kanzlers Olaf Scholz in Neuruppin im Hintergrund des so Erfahrenen an. Die abwertende Absicht des Wortes „Pöbel“ ist offensichtlich und Blome macht ja in aristokratischer Manier auch gar keinen Hehl daraus, dass er damit die andersdenkenden Teile der Bevölkerung meint, die ihr im Grundgesetz garantiertes Recht auf freie Meinungsäußerung auf einer, wie man hört angemeldeten, somit Regelkonformen und ebenfalls vom im Grundgesetz garantierten Demonstrationsrecht gedeckten, Kundgebung ausüben. Er habe Cum-Ex-Kanzler Scholz für seine „Ironie“ bei der Frage nach dem Schießbefehl bewundert, schreibt er. Warum jemand, übrigens in recht ruhigem und sachlichem Ton, auf die Idee kommt den Kanzler auf einer öffentlichen Veranstaltung derartiges zu Fragen findet bei Blome kein journalistisches Interesse. Es wird nicht gefragt, warum sich die Bundeswehr auf eigentlich ausgeschlossene Inlandseinsätze vorbereitet und hierbei schon Aufstandsbekämpfung üben soll. Wenn dies ruhig und sachlich zu erklären ist, warum greift unser aller Kanzler zur Ironie?

Blome kennt seine eigene Haltung, es ist die, die alle haben sollen, nein müssen. Haltung überhaupt, egal wie dümmlich, ist heute oberste journalistische Pflicht.

Er weiß auch wem er die Treue zu halten hat, der Herr Blome. Früher nannte man es Klasse, seine Klasse, die Bourgeoisie oder das gut situierte konforme Bürgertum. Ist doch interessant, dass Herr Blome im sich progressiv gebenden SPIEGEL so offen den bourgeoisen Klassenkämpfer gibt. Ist es schon Zeit die eigenen Reihen zu schließen? Nun sie wissen, dass viele derer die sich heute noch zum Mittelstand und somit zum Bürgertum zählen durch die aufziehende Energiekostenkrise bald zum „Pöbel“ gehören könnten.

Die verantwortlichen Politiker, allen voran Cum-Ex-Kanzler Scholz, haben der gesamten deutschen Bevölkerung einen Eid geschworen, aber ich vermute auch da hat er bald Erinnerungslücken. Es ist die unverantwortliche Sanktionspolitik, der deutschen Regierung gegen den Energielieferanten Russland, die die Pauperisierung noch größerer Teile der Bevölkerung einleitet.

Es scheint die verantwortlichen Eliten haben nichts aus den grausamen Kriegen der Vergangenheit gelernt und eskalieren einen Konflikt den die westliche Einflussnahme mit erkennbar neokolonialen Absichten, allen voran der nicht EU-Staaten USA und Großbritannien, erst erzeugt hat. Im Interesse auch der deutschen Bevölkerung würde eine friedliche Zusammenarbeit und friedlicher Handel mit dem rohstoffreichen Russland liegen.

Aber das werden immer mehr Menschen erkennen, wohl auch weil sie es am Ende des Monats im eigenen Portemonnaie schmerzlich spüren werden und das scheint nicht nur dem Herrn Blome Angst zu machen. Nicht das der Pöbel noch auf die Idee kommt sich seine Allmende zurückzuholen und wenn er das erst macht, hört er damit vielleicht auch erst wieder auf, wenn die Monopole zerschlagen und die Produktionsmittel vergesellschaftet sind.

Nun Blome und seinesgleichen wird bei derartigen Gedanken vielleicht etwas Bange und deswegen bringt er nach den üblichen pauschalen Verleumdungen und Diskreditierungen auch den Begriff der „Bürgerschaft“ ins Spiel. Wir lesen weiter: „»Bürger« ist kein geschützter Begriff“. Ach so? Nun ist es also vorbei mit der politischen Egalität und zielt damit vermutlich auf die an die Staatsbürgerschaft gebundenen Bürgerrechte ab. Meint er gar diesen aktiven Bürgern, deren Aktivität ihm nun gar nicht gefällt und die er deswegen „Pöbel“ schimpft, die Bürgerrechte einzuschränken? Also noch mehr als es der Staat im permanenten Ausnahmezustand seit geraumer Zeit sowieso zu tun pflegt. Blome scheint aber generell ein Fan von der Vorstellung des braven „passiven Staatsbürgers“ (3) zu sein, laut Domenico Losurdo für manche aus der langen Ahnenreihe der Bourgeoisie nicht mehr als „sprechende Werkzeuge“ oder „zweibeinige Maschinen“. Wenn diese wandelnde Ressource, an der man scheinbar meint in einem immer stärker deindustrialisierten Deutschland keinen so großen Bedarf mehr zu haben, jetzt aufmuckt, weil sie ihre existenziellen Grundbedürfnisse nicht mehr gesichert sieht, gehen Leute wie Blome in die ideologische Habachtstellung.

Der Krieg in der Ukraine ist nicht des Pöbels Krieg, nur soll, wie schon so oft in der Geschichte, der gemeine Bürger hier, wie dort für Interessen leiden, die nicht die seinen sind. Es wäre Aufgabe der Politik und besonders der deutschen alles für einen schnellstmöglichen Frieden in der Ukraine zu unternehmen. Waffenlieferungen verlängern das Leid der Menschen in der Ukraine und haben noch nie geholfen einen gewaltsamen Konflikt schneller beizulegen, sie steigern nur die Gewinne der Kriegsprofiteure.

Was Blome hier betreibt ist in meinen Augen Volksverhetzung, stachelt er doch gegen Teile der deutschen Bevölkerung auf. Die wenig subtile Aufforderung an die Exekutive des deutschen Staates, die friedliche bürgerliche Protestbewegung zu verfolgen hat faschistoide Züge. Man bedenke, dass schon mehrere Menschen bei diesen Protesten, im Zusammenhang mit Polizeimaßnahmen, verstorben sind. Wenn die Strafverfolgungsbehörden ihre Arbeit ordentlich machen würden, sollte gegen unverhältnismäßige Polizeigewalt und auch gegen Leute wie Blome ermittelt werden.

Ich wünsche den vielen Menschen, bei denen der nächste Winter ein schwerer wird, Mut und Stärke und rate ihnen Zusammenhalt und Unterstützung bei Menschen in vergleichbaren Lebensverhältnissen zu suchen. Schließt euch zusammen und steht für eure Rechte friedlich aber entschlossen ein. „Bildet Banden“(4) und lasst diesen Winter zu einem stürmischen Mutwinter werden!

Bourgeoise Großkotze wie Herr Blome werden von den Härten der kommenden Zeiten nicht im gleichen Maß betroffen sein, weder Verständnis noch Hilfe ist von ihnen zu erwarten. Wie Bakunin schon gesagt haben soll: „Der privilegierte Mann, ob er politisch oder ökonomisch privilegiert wird, ist ein Mann, der im Intellekt und im Herzen verdorben wird.“

Auch sind ihnen die Folgen für die ärmsten Teile dieser Welt egal. Viele arme Länder werden nicht über Pipelines mit Erdgas versorgt, sondern sind auf die Belieferung durch LNG-Tanker angewiesen aber genau diese Tankerkontingente, die begrenzt sind, werden jetzt durch reiche westliche Länder wie Deutschland auf dem Weltmarkt aufgekauft. Die Folgen für die sogenannten dritte Weltländer dürften katastrophal sein.

Wir wollen eine andere Welt und „Alter” wir werden sie uns geben, wenn wir sie vorher solchen Elite-Faschos wie dem Noske-Fan Habeck oder dem Hasspropagandisten Blome vom Verdummungsstürmer, wie dieses widerliche Schandblatt viel besser bezeichnet wäre, wegnehmen müssen, sei es drum.

„Friede den Hütten! Krieg den Palästen!“ (5)

Schaut auch gerne hier rein: https://t.me/FreieLinkeAnarchisten

Quellen:

1) https://www.spiegel.de/politik/deutschland/wutwinter-proteste-die-buerger-sind-nicht-besorgt-sondern-bescheuert-meinung-a-2e99c3e6-aeea-40df-87cf-c141c96f8550

2) https://de.wikipedia.org/wiki/P%C3%B6bel

3) aus Domenico Losurdo – Freiheit als Privileg, PapyRossa Verlag, erschienen 2011

4) etwas Mucke, https://www.youtube.com/watch?v=ccKQNg5i6jc

5) aus Georg Büchner – Der Hessische Landbote, 1834