Ein 1.Mai mit den Freien Linken
Die Kundgebung der Freien Linken Berlin/Brandenburg am Kampftag der Arbeiter auf dem Nettelbeckplatz in Berlin 2025.
ein Bericht von Dirkson
Es war wieder Kampftag der Arbeiter und Arbeiterinnen und auch in diesem Jahr riefen wir Freie Linke zu einer Kundgebung auf. Diesmal auf dem Nettelbeckplatz, wo es für die versammelten Demonstranten tolle Musik und verschiedene Redebeiträge auf der Bühne zu hören gab. Neben den Freien Linken beteiligten sich auch noch die Partei Die Basis und der Verband der Freidenker mit eigenen Infoständen und einen Büchertisch gab es auch.
135 Jahre nach dem ersten „1.Mai“, der jährlichen Demonstration der Arbeiter zum Gedenken an den Kampf für den Achtstundentag, sowie zur Erinnerung an das Blutbad am Chicagoer Haymarket Square am 1.Mai 1886, ist der Mensch immer noch ein geknechtetes, erniedrigtes Wesen. Der Kampf um herrschaftsfreie, gerechte Lebensverhältnisse für alle Menschen steht immer noch auf der Tagesordnung, weswegen weltweit an diesem Tag Menschen auf die Straße gehen.
Auch wenn uns heute hier keine Sozialistengesetze das Demonstrieren verbieten und wir nicht mehr, weil unsere Fahnen verboten sind, nur die rote Nelke zum Erkennen im Knopfloch tragen, sind Unterdrückung durch Staat und kapitalistische Ausbeutung in all ihren gewaltförmigen Ausprägungen nach wie vor gegenwärtig. Zumal der deutsche Staat, wie wir spätestens seit den „Maßnahmen“ während des Corona-Regimes wissen, zu immer autoritäreren Mitteln greift. Delegitimierung ist jetzt Grund für staatliche Verfolgung dabei wäre es die Pflicht jedes kritischen Bürgers, aber mit echter Kritik kann die politische Elite scheinbar nicht mehr anders umgehen. Auch heute drücken und bedrohen die Herrschenden uns arbeitende Menschen mit Armut, Krieg und Zerstörung, was auch schon lange Themen der Arbeiterkampftage sind und auch auf der Kundgebung der Freien Linken auf dem Nettelbeckplatz im Zentrum standen.
Die diesjährigen Slogans im Aufruf zur 1.Mai Demo der Freien Linken, „Für ein soziales Deutschland!“ und „Für ein neutrales Deutschland!“, sorgten schon im Vorfeld für kontroverse Diskussionen auch innerhalb der FL. Der erste Teil wurde in der Kritik oft auf ein „für Deutschland“ reduziert und sorgte so für Anti-Deutsche Beißreflexe, so nenn ich es mal, dabei ist das unterschlagene Wort bei dem durch kostspielige Kriegsertüchtigung verschuldeten zu erwartenden Kahlschlag im Sozialem der Punkt um den es geht. Wir wollen keine Kriegsertüchtigung sondern eine soziale Gesellschaft. Nun ja, ich für meinen Teil kann mit Anti-Deutschtümelei genauso wenig anfangen wie mit ihrem Gegenstück. Beim zweiten Teil wo es um die Neutralität Deutschlands ging wird es schwieriger, hier gibt es Argumente für und gegen eine Unterstützung dieser Forderung, wo man sicher abendfüllend Argumente nennen und abwiegen kann, ich will hier nur die Kampagne (https://deutschlandNEUTRAL.de) als Quelle nennen, die sich Interessierte anschauen sollten. Möge jeder für sich entscheiden wie er sich dazu verhält. Ich sehe in der Forderung nach Neutralität Potential den Kriegstreibern den Wind aus den Segeln zu nehmen, man denke nur an die im Aufbau befindliche deutsche Panzerbrigade in Litauen, und die Loslösung bzw. Auflösung von US Besatzung sowie vom Kriegsbündnis NA(H)TO(D) sind sowieso unser Ziel. Für mich stimmt hier die Richtung und wenn es hilft eine Vorstellung von Friedensfähigkeit in mehr Köpfe der Menschen zu bekommen bin ich dabei. Auf dem Weg zu dezentralen Strukturen und einer föderal vernetzten Welt scheint mir die militärische Neutralität Deutschlands ein machbarer Zwischenschritt zu sein. Aber nun zurück zum 1.Mai und der Demo.
Nach der Eröffnung der Demo gab der Journalist Stephan Ossenkopp mit seinem Plädoyer für Völkerfreundschaft den Auftakt und sprach sich für die Hinwendung zu einer gerechten Weltordnung aus, die die Interessen aller Regionen der Welt anerkennt und nach Wegen sucht diese friedlich auszubalancieren. So sagte er „dieses verquere Weltbild – Demokratien gegen Autokratien – ist eine absurde und gefährliche Fiktion“ statt dessen fordert er an Wegen zur friedlichen Koexistenz zu arbeiten und sieht deutsche Interessen besser in wirtschaftlicher Kooperation bei den BRICS-Staaten und nicht in unterwürfiger Dienstbarkeit unter Führung der USA z.B. in dem aggressiven Kriegsbündniss des imperialistischen Westens, der NATO.
Danach begeisterten Sinclair und Tatjana mit berührend schöner Musik auch mit russischen Texten für eine friedvolle Welt.
Gabriele Gysi sprach über Krieg, den alltäglichen, den nach innen und den nach außen, die Opfer, die in all ihrer Verschiedenheit immer eins gemeinsam haben, sie sind die die Unten sind, und die Täter früher wie heute immer Oben, und deren menschenverachtende Herrschsucht und Gier so grenzenlos scheint.
Bernd von den Freien Linken sprach zu Sozialabbau und der grassierenden Kriegstreiberei mit bisher unvorstellbarer Verschuldung, die man dreister Weise lieber Sondervermögen zu nennen pflegt, die neben der verbrecherischen Kriegsvorbereitung eine sagenhafte Umverteilung von Unten nach Oben ermöglicht, somit die Reichen noch reicher macht und die Perspektiven der Armen immer mehr eingeschränkt. Außerdem thematisierte er die sowieso immer schamloser werdenden Lügen in der etablierten Politik und auch in der sogenannten parlamentarischen Opposition.
Florian D. Pfaff sprach zum Irrsinn der Kriegstreiber, den Extremisten in der herrschenden Politik und ihren Propaganda-Organen in den Mainstream Medien. Er zeigte auf warum die Bundeswehr für ihn ein bewaffneter Haufen ist und die NATO eben kein Verteidigungsbündnis sondern als eine Verbrecherorganisation anzusehen ist.
Malte bot nachdenkliche Lieder von oder frei nach Georg Kreisler und informierte über die unverschämten aktuellen Politikaufführungen in Richtung Kriegsertüchtigung, außerdem informierte er über eine angestrebte Initiative der Berliner Kommunarden zu Volksentscheiden.
Selale sprach über Zwischenmenschlichkeit und Frieden in türkischer und deutscher Sprache und versuchte so türkisch sprechende Menschen im Umfeld der Kundgebung anzusprechen und teilhaben zu lassen.
Der Chor der freien Stimmen sang Widerstandslieder bei denen die Teilnehmenden einstimmen konnten.
Dieter Bonitz sprach über Selbstermächtigung in Zeiten aggressiver Propaganda und die Möglichkeiten basisdemokratischer Entwicklungen und Chancen in und mit der Partei die Basis.
Hans Graaf sprach von „bedenklichen Zeiten“ in denen wir leben, er thematisierte das Versagen des DGBs und anderer reformistischer Kräfte wie die Partei Die Linke. Er hob, wie man es von ihm kennt, die Notwendigkeit einer neuen noch zu schaffenden antikapitalistischen Partei, die sich ganz real den Interessen der Arbeiterklasse und nicht der woken Mittelschicht verpflichtet, hervor.
Der Gewerkschafter und Freier Linker Dexter Gordon sprach über die von einstiegen Nazi-Juristen geprägte Rechtsprechung zum Streikrecht im Nazi-Nachfolgestaat BRD und er berichtete über seine Streikerfahrungen in einem Berufszweig mit überwiegend weiblichen Beschäftigten. Er thematisierte eine Klassengesellschaft bei der gerade im Gesundheitswesen mit den Chef- und Oberärzten Oben und den Krankenschwestern, Pflegern und Hilfskräften Unten, nicht nur Einkommen sondern auch Arbeitsbelastungen ungleich verteilt sind. Er hofft und setzt auf die Frauen und weiß, dass Frauen schon immer eine wichtige Rolle bei emanzipatorischen Kämpfen inne hatten.
Als letzter Redner sprach Hans über Inflation, die Finanzkrisen der letzten Jahre und die enormen Vermögenszuwächse der Superreichen in letzter Zeit und wie das alles miteinander zusammenhängt. Er konstatierte die Übernahme des Kanzleramtes durch den Finanzgiganten Black Rock mit der Person Friedrich Merz, wies aber auch darauf hin, dass die Finanzmafia auch vorher schon nah an der Regierung dran war. Er mahnte den Zusammenhang von Schuldenzyklen und Kriegen an und forderte dazu auf, diesem verhängnisvollen Weg entgegenzuwirken und sieht die Zukunft in der Überwindung bestehender Eigentumsverhältnisse und direkter Demokratie.
Das sonnige Wetter war ja an diesem 1.Mai mit den Arbeiterinnen und selbst die erstaunlich zahlreich aufgefahrenen Polizistinnen um den Nettelbeckplatz schienen entspannt und gut drauf zu sein, jedenfalls habe ich nicht mitbekommen das es Probleme mit ihnen gegeben hätte, gut so, wir haben auch schon anderes erlebt. Und so konnte die durchweg gelungene Veranstaltung annähernd wie geplant beendet werden.
Ich habe die Veranstaltung auch wenn es vielfach um ernste Themen und reale Bedrohungen ging unterm Strich sehr positiv wahrgenommen. Zum Schluss bleibt mir noch den Organisatoren und Helfern zu danken. Die Freie Linke hat gezeigt, dass sie eine lebendige Gruppierung ist und ein echtes außerparlamentarisches Angebot ohne Parteipolitik für linke Selbstdenker und Friedensbewegte bietet.
Die Freie Linke ist eine Mitmachbewegung, sei dabei, gemeinsam sind wir stark. Für eine friedliche und gerechte Gesellschaft gegen Militarismus, Krieg und Unterdrückung!